Nach der gewaltigen Explosion am Abend des 4. August in Beirut schickte die Schweiz Hilfskräfte in die libanesische Hauptstadt. Zu ihnen gehörte auch der 34-jährige Luzerner Bauingenieur Michael Büeler. Er ist Teil eines Expertenpools des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe. Im Gespräch mit Radio SRF nach der Rückkehr in die Schweiz schildert er seine Eindrücke und Erfahrungen.
Koffer mussten schnell gepackt werden
Nur vier Stunden nach der Explosion habe er eine SMS erhalten, ob er für einen Einsatz bereit sei, berichtet Michael Büeler. Da er noch Ferien hatte, habe er zugesagt, dass er sich mindestens eine Woche Zeit nehmen könne. Am übernächsten Tag ist die Gruppe der Schweizer Experten nach Beirut abgeflogen.
Dort hätten sie eine Stadt unter kollektivem Schock angetroffen. Die Menschen seien alle unter dem Eindruck der unglaublichen Explosion gestanden. Die Verwüstungen seien riesig, in einem grossen Umkreis seien sämtliche Fenster zerstört, weitherum sei alles voller Scherben und Trümmer.
Fast alle Menschen haben uns erzählt, dass sie glaubten, das sei das Ende, sie müssten sterben.
In direktem Kontakt mit der betroffenen Bevölkerung
Die Aufgabe der Schweizer Expertengruppe war es zunächst, die Schweizer Botschaft und ihre Angehörigen zu unterstützen. Ab dem zweiten Tag begannen sie, gemeinsam mit lokalen Bauingenieurinnen und Ingenieuren beschädigte Gebäude zu kontrollieren und zu beurteilen, ob ein Haus noch bewohnbar ist oder nicht.
Diese Entscheide müsse man den Bewohnerinnen und Bewohner auch gut vermitteln, sagt Michael Büeler. Denn dies sei nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich: «Wenn in einem Haus eine Wand komplett zerstört ist, muss man es natürlich erklären können, wenn wir sagen, das sei nicht gefährlich.»
Unsere Aufgabe ist es zu klären, ob ein beschädigtes Gebäude noch bewohnbar ist oder nicht.
Besonders beeindruckt hat Michael Büeler die Solidarität in der Bevölkerung. Unzählige Gruppen, darunter viele junge Menschen, seien mit Besen in den Strassen unterwegs gewesen und hätten sofort begonnen, Strassen und Wohnungen aufzuräumen.
Mich hat extrem beeindruckt, wie viele Menschen auf den Strassen unterwegs waren und sofort begonnen haben aufzuräumen.
Die Bevölkerung von Beirut ist zusätzlich wegen der Coronapandemie belastet. Die Schweizer Experten mussten sich vor der Abreise schon einem Coronatest unterziehen. Während der Arbeit in Beirut hätten sie permanent Masken getragen. Aber dies sei wegen der hohen Luftbelastung durch Staub ohnehin angezeigt gewesen.