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Pestizide wandern vom Acker ins Amphibienlaichgebiet
Aus Echo der Zeit vom 23.11.2023. Bild: KEYSTONE/Michael Kupferschmidt
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Schweizer Pilotstudie Pestizide wandern vom Acker ins Naturschutzgebiet

Eine neue Untersuchung zeigt: Dutzende Pestizide gelangen ins Schutzgebiet von Kröte und Co. – und das nicht zu knapp.

Die Zahl der Insekten geht zurück. Die Zahl der Brutvögel, die ihre Jungen mit Insekten füttern, ebenfalls. Und von den Fröschen, Kröten und Molcharten, die in der Schweiz heimisch sind, stehen unterdessen 70 Prozent auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Um sie zu retten, wurden Schutzgebiete eingerichtet – die wichtigsten davon sind Schutzgebiete von nationaler Bedeutung.

Dass sich auch dort Pestizide finden lassen, erstaunt Etienne Vermeirssen vom Schweizerischen Oekotoxzentrum zwar nicht. Aber: «Dass für viele Substanzen auch die gesetzlich geregelten Grenzwerte überschritten wurden, das hat mich dann doch überrascht».

Ein Pestizidcocktail über den Grenzwerten

Vermeirssen hat im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt die erste derartige Untersuchung geleitet: Von Basel bis St. Gallen, in neun Amphibienlaichgebieten und drei Flachmooren haben die Forscherinnen und Forscher während zweier Jahre regelmässig Wasserproben entnommen und analysiert. Überall wurden Pestizide gefunden – besser gesagt Cocktails von bis zu 29 verschiedenen Pestiziden.

«In der Hälfte der Biotope haben wir Pflanzenschutzmittel und Biozide über den Grenzwerten gemessen», so Vermeirssen. Und das nicht gerade knapp: Es wurden Pestizidmengen nachgewiesen, welche die Grenzwerte bis zu 25 Mal überschritten.

Zwei Kröten aufeinander bei der Paarung in einem Wasser, die Köpfe an der Oberfläche.
Legende: Auch die Erdkröte steht auf der roten Liste der in der Schweiz gefährdeten Amphibien und soll dank Schutzgebieten erhalten bleiben. KEYSTONE / Sigi Tischler

Am höchsten waren die Überschreitungen bei Cypermethrin. Das ist ein hochgiftiger Wirkstoff, der von den Bauern gegen Schädlinge bei Gemüse, Raps und Obst eingesetzt wird. Aber auch andere Wirkstoffe überschritten die Grenzwerte teils mehrfach. Erstaunlicherweise auch das Insektizid Chlorpyrifos – obwohl der Wirkstoff seit 2020 verboten ist.

Pilotstudie zu Pestiziden

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Die Untersuchungsgebiete und weitere Informationen sind in der Mitteilung des Oekotoxzentrums zu lesen. Detaillierte Ergebnisse der Pilotstudie gibt es im Bericht «Monitoring von Pflanzenschutzmitteln in Biotopen».

Die Entfernung macht keinen Unterschied

Dabei hat sich auch gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, ob die untersuchten Weiher und Feuchtgebiete nur einige wenige Meter oder bis zu hundert Meter von der nächsten Ackerfläche entfernt sind. In Gebieten mit mehr Abstand fanden sich nicht weniger Pestizide.

Denn die Pestizide verbreiteten sich nicht nur übers Wasser, sondern auch über die Luft, sagt Vermeirssen vom Oekotoxzentrum. «Mit dem Regen kommen die Pflanzenschutzmittel wieder auf den Boden und in die Gewässer runter» – und gelangen so auch in die nationalen Schutzgebiete. Auch das wurde in dieser Pilotstudie so zum ersten Mal für die Schweiz nachgewiesen.

Zahlreiche Fragen bleiben offen: Zum Beispiel wie sich die Pestizidcocktails im Detail auf die gefährdeten Tierarten auswirken – und ob die hohen Konzentrationen nun mit dem Aktionsplan Pflanzenschutzmittel wieder zurückgehen werden.

Aktionsplan Pflanzenschutzmittel

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Im Jahr 2017 lancierte der Bund den Aktionsplan mit dem Ziel, die Belastung mit Pestiziden in Boden und Gewässern zu reduzieren. Der Aktionsplan soll die Risiken von Pflanzenschutzmitteln halbieren und Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz fördern. Finanziell unterstützt der Bund seitdem verstärkt Landwirte, die beim Anbau mit weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen.

Echo der Zeit, 21.11.2023, 18 Uhr

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