Eine ungewöhnlich lange Rednerliste, eine ungewöhnlich harte Debatte – und das, obwohl von Anfang an klar war, dass die Debatte nichts bringt. Das Zürcher Stadtparlament trug gestern so ziemlich alles zusammen, was sich für und gegen die geplante ZKB-Gondelbahn über das Zürcher Seebecken sagen lässt.
Lieber Schiffe als Gondeln
Auslöser war ein Beschlussesantrag eines grünen und eines alternativen Parlamentariers. Sie forderten das Parlament auf, einer Resolution gegen die Gondelbahn zuzustimmen. Die Resolution fordert den Stadtrat auf, sich dafür einzusetzen, dass die ZKB auf ihr Seilbahn-Projekt verzichtet. Stattdessen soll die Bank beispielsweise eine dauerhafte Schiffs-Querverbindung mit solarbetriebenen Booten spenden.
Die Seilbahn ist eine Zumutung und entspricht keinem Bedürfnis.
Grüne und AL argumentierten damit, dass das auf fünf Jahre beschränkte Seilbahn-Projekt weder ökologisch noch nachhaltig sei. Die Stationen verstellten Grünraum, seien verkehrstechnisch schlecht angebunden, verschandelten die Landschaft und brächten den Zürcherinnen und Zürchern nichts.
Unterstützung erhielten AL und Grüne von der EVP: Das Projekt äffe die beiden früheren See-Seilbahnen von 1939 und 1959 nach und sei alles andere als innovativ. Die bürgerlichen Befürworter des Seilbahn-Projekts, also FDP und SVP, argumentierten mit dem touristischen Erlebniswert der Anlage und bezeichneten die Kritiker als konservative Spassbremsen.
Die Bahn bietet eine neue und tolle Perspektive auf Stadt, See und Berge.
SP und GLP äusserten sich zwar auch kritisch zum Projekt, hatten jedoch Stimmfreigabe beschlossen. Die grosse Mehrheit der SP-Fraktionsmitglieder stimmte dann aber für die Resolution, sodass diese schliesslich mit 71 Ja- gegen 39 Nein-Stimmen überraschend deutlich durchkam.
Kein politischer Nutzen
Politisch wird die Resolution nichts bringen. Der Stadtrat hat das Seilbahn-Projekt, das die ZKB der Stadt schenkt und diese nichts kostet, schon längst gutgeheissen und wird sich von der Resolution nicht beeindrucken lassen. Viele im Rat sahen den Ausgang der Debatte allerdings als Signal an die ZKB: Die Verantwortlichen der Bank verfolgten die Debatte im Zürcher Rathaus mit.
Kritik lässt ZKB kalt
Rolf Rufer, Projektleiter bei der ZKB erklärte auf Anfrage des Regionaljournals, er habe die Debatte im Gemeinderat miterlebt. Das sei beeindruckend gewesen. Aber der gleiche Rat habe auch den Richtplan bewilligt. Und das sei die rechtliche Grundlage für die Seilbahn. Auch der Stadtrat habe sich dem Projekt gegenüber positiv geäussert. Und diese Faktoren seien wichtig für das Projekt.
Bei so grossen Projekten kann man nie 100-prozentige Zustimmung erwarten.
Zudem habe eine aktuelle Umfrage gezeigt, dass ein Grossteil der Bevölkerung die Seilbahn befürworte. Die Umfrage sei vom Institut gfs durchgeführt worden bei 1000 Personen. Demnach stünden drei Viertel der Bevölkerung dem Projekt neutral bis sehr positiv gegenüber stehe. Auch in den betroffenen Quartieren liege die Zustimmung bei zwei Dritteln der Bevölkerung.
Die ZKB schenkt der Bevölkerung zu ihrem 150-jährigen Jubiläum eine Luftseilbahn vom Zürcher Tiefenbrunnen zum Mythenquai. Sie soll 80 Millionen Franken kosten und nach fünf Jahren wieder abgebaut werden. Die Fahrgäste sollen für eine einfache Fahrt 14 Franken zahlen.