SRF News: Paul Schuler, sie absolvierten ihre erste Bilanzmedienkonferenz als neuer Geschäftsführer. Wie ist es, wenn man gleich mit Rekordzahlen dieses Schiff übernehmen kann?
Paul Schuler: Das ist natürlich wunderbar. Man darf sich Sika aber nicht als grossen Tanker vorstellen. Sika ist ein Schnellboot. Wir sind auf der ganzen Welt verteilt. Es sind also viele Kapitäne an Bord. Man übernimmt da quasi als Admiral, und als solcher ist es zwar schwierig, aber auch schön.
Wie viel Baar steckt eigentlich noch in Sika?
Wir sind seit 50 Jahren in Baar und sind sehr verwurzelt. Wir sind auch Sponsor des EVZ: Und wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren auch in Baar bleiben werden.
Bis jetzt galt Sika in der Öffentlichkeit vor allem als Bauchemiekonzern. Ein grosses Standbein wird nun mit einem Zukauf der Bereich Automobil. Bewegt sich hier Sika auch in die Breite?
Durch die Grösse, die wir mittlerweile haben im «Automotive»-Bereich fällt es natürlich ein wenig mehr auf. Aber wir arbeiten bereits viele Jahre am Aufbau dieses Geschäftsbereiches. Hier wollen wir vor allem im Bereich Elektrofahrzeuge in den nächsten Jahren schneller wachsen.
Ein Thema, das Sie auch stark beschäftigt, ist der Übernahmekampf, der um Sika tobt. Sie sind ein Urgestein bei Sika und seit 30 Jahren dabei. Können Sie hier als neuer Chef neue Impulse geben?
Ich habe seit vielen Jahren sehr gute Beziehungen zu gewissen Mitgliedern der Besitzerfamilie Burkard. Mit dem heutigen Aktienpreis bestehen gute Möglichkeiten, hier eine gute Lösung zu finden. Ich werde alles daransetzen, hier zu vermitteln, damit wir Sika weiterhin als Erfolgsfaktor in der Schweiz aufbauen können.
Sie haben heute bestätigt, dass Gespräche laufen. Wie konkret ist das Angebot, dass Sie der Gründerfamilie machen? Oder anders gefragt: Wie konkret darf das Angebot überhaupt sein – es gibt ja immer noch einen laufenden Vertrag mit Saint-Gobain?
Der laufende Vertrag ist tatsächlich ein Hindernis. Das Angebot ist seit drei Jahren auf dem Tisch und es ist auch klar, dass das Angebot grösser ist als dasjenige von Saint-Gobain. Ich glaube, wenn die Gründerfamilie den richtigen Weg macht, kann sie ihr Geld schnell und gut mit uns verdienen. Es wird sich weisen, wie sich die Dinge entwickeln.
Sie sind 63 Jahre alt. Wenn Sie in Pension gehen, wo steht Sika zu diesem Zeitpunkt?
Es gibt zwei Szenarien: Entweder wird Sika dann nach Frankreich verscherbelt worden sein und wird langsam dahinsiechen. Oder wir finden eine gute Lösung mit allen Beteiligten und Sika bleibt als Perle in der Schweiz. Wir werden weiter wachsen und als stolzes Unternehmen in der Schweiz bleiben.
Das Gespräch führte Dario Pelosi.