Nest Hub ist zum einen ein «Smart Speaker», über dessen Mikrophon ich mit dem Google Assistenten kommunizieren kann. Dazu kommt noch ein neuartiger Radarsensor, der Bewegungen erkennt. Damit der immer weiss, ob ich im Bett liege und schlafe, muss ich ihn zuerst kalibrieren.
Dazu lege ich mich für ein paar Sekunden aufs Bett. Während die Stimme aus dem Lautsprecher Anweisungen gibt, vermisst mich der Radar. So kann er mich – und nur mich – erkennen, auch wenn eine weitere Person im Bett liegt. Ab jetzt merkt Nest Hub, wann ich ins Bett gehe, wann ich einschlafe, wann ich aufwache und aufstehe.
Nach etwa einer Woche testen wird klar: Das funktioniert erstaunlich präzise.
Schlafanalysen kann ich in Google Fit ablesen, der Gesundheits-App von Google. Die berechnet etwa einen täglichen «Schlaf-Effizienz-Faktor». Liegt er zwischen 85 und 95 Prozent, ist alles ok.
Was genau sind «Bewegungen»?
Negativ beeinflusst wir die «Effizienz» durch Störfaktoren. Auch solche erkennt Nest Hub: Schnarchen, Husten, Licht und Körperbewegungen.
Was jedoch Bewegungen genau sind, bleibt offen. Könnte Nest Hub auch Sex detektieren? Google gibt sich prüde zu diesem Thema: Nest Hub erkenne einfach, ob jemand schlafe oder wach sei. Was genau im Wachzustand geschieht, wird dem Benutzer in der Schlafanalyse nicht angezeigt. Ob der Google-Algorithmus solche detaillierteren Auswertungen macht oder machen könnte (oder machen wird) – bleibt offen.
Wach ist nicht einfach wach
Aus Datenschutz-Sicht ist dieses Vorgehen löblich. Andererseits verschenkt sich Google die Chance, den Schlafqualitäts-Faktor um wertvolle Informationen anzureichern (natürlich nur mit Einwilligung der BenutzerInnen).
Wie eine Person eine Wachphase in der Nacht verbringt, kann sich nämlich auf die nachfolgende Schlafphase auswirken. Sex tut dies in der Regel positiv. Starkes Grübeln und Ängste, überhaupt wieder einschlafen zu können, weisen hingegen auf ein Schlafproblem hin und in schlimmen Fällen auf Depressionen (begleitet von sexueller Un-Lust).
Deshalb kann es durchaus nützlich sein zu erkennen, was genau «wach» bedeutet.
Nicht besser als die andern
Trotz des Radar-Sensors hat auch Nest Hub mit denselben Problemen zu kämpfen, wie die meisten Schlaf-Tracker für den Heimgebrauch: Sie haben Mühe, eine Schlafstörung im Wachzustand zu erkennen.
Beispiel: REM-Schlaf ist normalerweise ein Zustand kompletter Ruhe (Schlaf). Viele Muskeln sind so gut wie gelähmt. Bewegt sich jemand während der REM-Schlaf-Phase oder schlägt gar um sich, so gilt das als Schlafstörung. Nest Hub sieht darin jedoch eine normal Bewegung – und schliesst daraus stur: Die Person ist im Wachzustand.
Fazit: Die Schlaf-Mess-Geräte sind gut, wenn sie gesunden Schlaf messen. Doch den muss man eigentlich gar nicht messen.
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