Die Art, wie Handys sich uns mitteilen, widerspiegelt die Entwicklung der Geräte: Am Anfang standen bloss Klingeltöne. Die konnten wir in der Lautstärke verändern oder ganz zum Verstummen bringen. Der «Lautlos-Modus» war geboren.
Vibration als Feature
Weil aber bei einem komplett stummen Handy wichtige Anrufe und Mitteilungen untergehen, begannen die Hersteller, Motörchen in die Handys einzubauen und gaben uns so den «Vibrationsmodus».
Damit lebten wir gut – bis ab 2007 die Smartphones langsam aber stetig ihren Siegeszug antraten. Und mit ihnen die Apps.
Die hievten unseren Kommunikationslevel auf ein neues, Niveau: E-Mail, Facebook, Whatsapp, Signal, Instagram, News- und viele andere Apps tönen und blinken seither fast im Sekundentakt um die Wette. Dazu kommen weitere Meldungen, die uns auf abgebuchtes Geld, neue Bonuspunkte oder eine bevorstehende Reise hinweisen.
Letzter Schrei: Digitales Wohlbefinden
Wir sind dauernd abgelenkt. Deshalb wurde der «Ruhe-Modus» erfunden. Und gleich darauf die Möglichkeit, bei jeder einzelnen App einzustellen, ob und wie sie sich melden soll.
Wir sind deine Korrespondenten aus der digitalen Welt. Ist ein Chip drin oder hängt es am Internet? Wir berichten wöchentlich. Smartphones, soziale Netzwerke, Computersicherheit oder Games – wir erklären und ordnen Digitalisierungs-Vorgänge ein, seit 2006
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Die Varianten, wie wir das Mitteilungs-Verhalten unseres Smartphones einstellen können, sind mittlerweile so vielfältig, dass das für viele das grössere Problem ist als die dauernden Mitteilungen. Deshalb gibt es seit kurzem noch einen weiteren Modus: «Fokus», «Schlafmodus» oder «Konzentrationsmodus»: Ein Versuch, die Einstellungsflut für Mitteilungen zu bündeln und gleichzeitig gegen die Angst anzukämpfen, man könnte etwas verpassen (in der Fachsprache: «FOMO» genannt, «Fear of missing out»).
Die unterschiedlichen Modi
- Der «Lautlos-Modus»: Er macht das Handy im wahrsten Sinne des Wortes lautlos. Es ist stumm. Was bei einem Smartphone aber nicht heisst, dass es nicht weiterhin ablenken kann mit einer LED, die blinkt, wenn eine neue E-Mail im Posteingang landet, mit einem Display, das kurz aufleuchtet und eine neue Whatsapp-Mitteilung anzeigt usw.
Den «Lautlos-Modus» schaltet man manuell ein und aus. - Der Ruhemodus» (oder «Nicht stören»-Modus): Er macht dasselbe wie der «Lautlos-Modus», unterdrückt aber auch alle anderen nicht akustischen Signale. Der Benutzer kann ihn manuell oder automatisch mit einem Zeitplan aktivieren. Und die Benutzerin kann Ausnahmen hinzufügen, also Apps, die sich trotz aktiviertem «Ruhemodus» melden dürfen oder Personen, bei denen Apps «laut» sein dürfen.
- «Konzentrations/Schlafmodus»: Der neuste Modus «Fokus» (ab iOS 15; bei neueren Android-Versionen unter «Einstellungen» -> «Digitales Wohlbefinden») macht dasselbe wie der «Ruhemodus», ist aber flexibler. Man kann sich Gruppen von Apps definieren, die während eines bestimmten Zeitplans etwa ganz stumm sein sollen, oder nur vibrieren dürfen, je nach Betriebssystem und Hersteller abhängig vom Ort, Wochentags oder Absender.
Mitteilungs-Rechte entziehen
Jede App ist standardmässig so eingestellt, dass sie Mitteilungen machen kann. Um sich das Leben zu erleichtern, sollte man jeder neu installierten App gleich diese Berechtigung entziehen. So ist erst einmal Ruhe.
Bei Bedarf kann man dann einzelne Berechtigungen für Mitteilungen wieder hinzufügen, so dass sich das Handy wirklich nur dann meldet, wenn man das wünscht. Kombiniert mit der «Fokus»-Funktion verhindert das wirkungsvoll, dass man immer wieder aufs Smartphone schaut. Allerdings kommt man nicht darum herum, etwas Zeit zu investieren: Auch die unzähligen Modi, die uns entlasten sollen, verlangen unsere ganze Aufmerksamkeit.