Elias Meier ist kein Juxkandidat, wie sie manchmal auftreten, wenn sich amtierende Stadtpräsidenten alle vier Jahre der Wiederwahl stellen müssen. Der 21-Jährige ist Präsident von «Pro Grenchen», der Vereinigung der Grenchner Windpark-Gegner.
Zudem ist er Präsident des schweizweiten Anti-Windpark-Verbands «Freie Landschaft Schweiz». Und er hat kürzlich die nationale Kampagne der Umweltschützer gegen das Energiegesetz geleitet. Meier kennt sich aus mit Politik.
Allerdings ist Meier bislang vor allem mit einem Thema in Erscheinung getreten. Ist seine Kandidatur als Grenchner Stadtpräsident also eine PR-Aktion gegen den geplanten Windpark auf dem Grenchenberg? «Auf keinen Fall», entgegnet Elias Meier. Ihm gehe es vor allem um die Mitsprache-Möglichkeiten des Volkes. «Der Windpark ist da nur die Spitze des Eisberges».
Parteilos sein als Vorteil
Bei vielen Vorhaben werde die Bevölkerung zu spät oder zu wenig angehört, kritisiert Meier. Ihm schwebt beispielsweise ein Bürgerforum vor, bei dem die Hürden so tief sein könnten, dass auch Jugendliche oder Ausländer ohne Stimmrecht mitreden könnten. Heute sei die Politik in Grenchen zu weit von den Bürgern entfernt.
Dass er parteilos ist und im Wahlkampf als Einzelkämpfer auftritt, sieht Elias Meier als grossen Vorteil: «Ich bin nicht im Partei-Klüngel drin. Viele sagen, ich sei ein Hoffnungsträger. Wenn man etwas bewirken will, stösst man häufig an politische Grenzen, wenn man nicht in Gremien oder im Gemeinderat ist. Ich kann dieses System aufbrechen.»
«Wir sind an Gesetze gebunden»
Hat das Volk in Grenchen zu wenig zu sagen? «Überhaupt nicht», weist Stadtpräsident François Scheidegger (FDP) die Kritik seines Herausforderers zurück. Scheidegger verweist unter anderem darauf, dass Grenchen trotz 17'000 Einwohnern noch eine Gemeindeversammlung hat, wo jede und jeder einen Vorstoss einreichen kann.
Und was ist mit der fehlenden Mitsprache beim Windpark-Projekt, wo es bis heute keine Volksabstimmung gegeben hat? Das sei im Gesetz nicht vorgesehen, sagt Jurist Scheidegger. Im Nutzungsplan-Verfahren sei nur der Gemeinderat zuständig. «Da sind wir an die Gesetze gebunden.»
François Scheidegger politisiert seit vier Jahren an der Spitze der Stadt Grenchen. Seit er als Kandidat der Bürgerlichen den langjährigen Stadtpräsidenten Boris Banga aus dem Amt gejagt und damit eine 114-jährige SP-Herrschaft beendet hat.
Mit Unterstützung der SP
Man hätte erwarten können, dass die SP den bürgerlichen Stadtpräsidenten nach vier Jahren angreift und das Amt zurückhaben will. Das Gegenteil ist der Fall: Die SP unterstützt François Scheidegger bei der Wiederwahl, und mit ihr alle anderen Parteien von Grenchen: SVP, Grünliberale, CVP, BDP, FDP. Der Stapi kann also auf grosse Unterstützung zählen.
Als seinen grössten Verdienst in den letzten vier Jahren sieht Scheidegger denn auch an, dass die Zeit der politischen Grabenkämpfe in Grenchen habe beendet werden können. «Ich habe es geschafft, dass man im Gemeinderat wieder miteinander spricht und konstruktiv zusammenarbeitet», freut sich der Freisinnige.