Nicole Hirt gilt als Aussenseiterin unter den acht Regierungsrats-Kandidaten im Kanton Solothurn. Erst 2013 wurde sie in den Kantonsrat und in den Grenchner Gemeinderat gewählt, zuvor war sie politisch nicht aktiv. Zudem hat sie nur eine kleine Partei im Rücken: Die Grünliberalen haben lediglich vier Sitze im 100-köpfigen Parlament, zu wenig für eine eigene Fraktion.
Ist Nicole Hirt einfach Wahlkampflokomotive für ihre Partei bei den Parlamentswahlen? Dies wäre ein schöner Nebeneffekt, der Hauptgrund sei jedoch das begrenzte Feld an Kandidaten. «Wir finden sieben Kandidaten für fünf Sitze eine zu kleine Auswahl, es wäre nicht demokratisch».
Parteibüchlein nicht immer im Fokus
Den Weg in die Politik habe sie erst spät gefunden, weil es die passende Partei lange nicht gegeben habe. Die GLP sei für sie die richtige Partei, weil sie die Eigenschaften liberal und Nachhaltigkeit verbinde.
Die Politik der 52-jährigen Grenchnerin passt jedoch nicht immer zur Politik ihrer Partei. Während die Grünliberalen wirtschaftsfreundlich sein wollen und die Unternehmenssteuer-Reform III unterstützten, wehrte sich Hirt kürzlich im Kantonsrat gegen tiefere Steuern für Firmen. Und während die Mehrheit der Solothurner Grünliberalen den Lehrplan 21 unterstützt, ist Hirt die laute Wortführerin der Lehrplan-Gegner rund um die SVP.
Trotzdem fühlt sie sich in ihrer Partei am richtigen Ort. «Natürlich gibt es immer wieder Themen, bei denen man ausschert, das ist nicht nur bei der GLP so, bei uns fällt es vielleicht mehr aus, weil wir nur vier Kantonsräte sind».
Ich bin hundertprozentig in der richtigen Partei.
Sie sage halt einfach, was sie denke, meint die politische Späteinsteigerin immer wieder. Das mag etwas Erfrischendes haben, macht sie aber wenig berechenbar.
Solarstrom ja, Windenergie nein
Auf dem Wahlprospekt von Nicole Hirt steht: «Wählen Sie mich in den Regierungsrat, wenn der rasche Ausbau der Erneuerbaren Energien für Sie Pflicht ist». Als Präsidentin von Pro Natura Solothurn bekämpft sie allerdings das Windpark-Projekt auf dem Grenchenberg und verhindert damit einen raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Es handle sichum ein sehr sensibles Gebiet mit bedrohten Arten, so die Präsidentin von Pro Natura Solothurn. Nicole Hirt spricht punkto erneuerbare Energien von einer falschen Prioritätensetzung. Zuerst müssten Wasserkraft und vor allem Solarenergie besser ausgeschöpft werden. Punkto Photovoltaik-Anlagen appelliert Hirt an die Bevölkerung.
Wenn in den Siedlungen Potential brach liegt, darf man auf dem Jura keine Windräder hinstellen.
Und bei einem Appell bleibt es nicht. Als Umweltschützerin ist sie gar dafür, dass Hausbesitzer bei Neubauten gezwungen werden, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. Auch hier sieht sie keinen Widerspruch zu ihrem Wahlprospekt in dem steht, dass der liberalen Nicole Hirt «Eigenverantwortung lieber ist als Regulierung».
Sie hoffe, das der Zwang nicht nötig werde. Hirt geht davon aus, dass sich die Menschen schon bald aus Kostengründen Photovoltaik-Anlagen auf ihre Dächer stellen werden.
Die Sparpolitikerin
Gemäss Smartvote-Fragebogen will Nicole Hirt weniger Geld ausgeben für Bildung, Gesundheit und Soziales. Sparen bei der Bildung? Für eine Sekundarlehrerin mag diese Aussage erstaunen. Es erstaunt allerdings nicht, dass Hirt auch diesen vermeintlichen Widerspruch auflöst.
«Sinnlose Reformen wie die Spezielle Förderung und die Sek I-Reform haben zu Mehrausgaben in der Bildung geführt, ohne dass die Qualität zugenommen hat», ist Nicole Hirt überzeugt. Sparen im Klassenzimmer dürfe dagegen kein Thema sein, so Hirt.
Es geht nicht an, dass ein arbeitsloser Schulabgänger mehr Geld bekommt als ein Lehrling.
Weiter will Hirt das Sozialgesetz so verschärfen, dass vor allem Jugendliche weniger Sozialhilfe erhalten. Sie will die Eltern in die Pflicht nehmen, bis ihre Kinder volljährig sind.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr, jagm,meyb)