Manch ein Bergsteiger mag sich im Sommer schon über rötlich schimmernde Schneefelder im Hochgebirge gewundert haben. Es scheint, als hätte jemand mit Sprühfarbe hantiert oder rotes Pulver auf der Schneedecke verteilt. Bei besonders intensiver Färbung entsteht der Eindruck, dass Blut in den Schnee gesickert ist - daher auch der Name Blutschnee.
Hinter diesem Naturphänomen stecken Grünalgen. Wie der Name schon sagt, sind diese Mikroorganismen im Frühjahr noch grün. «Im Sommer, wenn dann nur noch wenig Schnee liegt, lagern diese Organismen rote Farbpigmente ein», sagt Gebirgsökologe Christian Rixen vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos.
Das ist, wie wenn wir Menschen an der Sonne braun werden.
Der rote Farbstoff schütze die Schneealgen vor starker UV-Strahlung, die im Hochgebirge oder in Polargebieten auftritt. «Das ist, wie wenn wir Menschen an der Sonne braun werden», sagt Christian Rixen. Je dünner die Schneedecke im Verlauf des Sommers werde, desto mehr würden sich die Farbpigmente ansammeln und der rote Farbton werde intensiver.
Wenn der Schnee komplett geschmolzen ist, lagern die Algen im Boden. «Und im nächsten Frühjahr, wenn die Schneedecke wieder null Grad hat, wandern sie gewissermassen zurück in den Schnee», sagt Rixen. Sollten die Algen im Schmelzwasser und somit im Trinkwasser landen, sei dies aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich.
Auch Wüstensand kann Blutschnee verursachen
Nicht nur Algen können Schneefelder rötlich erscheinen lassen. Auch Wüstenstaub, welcher durch Winde in Bergregionen verfrachtet wird, kann eine Art Blutschnee verursachen. Dabei komme es jedoch zu einer grossflächigen roten Färbung, sagt Rixen: «Durch Algen verursachter Blutschnee ist eher fleckig.»