Das Stück «Alzheim» von Konzert Theater Bern thematisiert ihre Demenzstation in Thailand (s. Box). Wie war es für Sie, Ihren Alltag auf der Demenzstation auf der Bühne zu sehen?
Es war sehr eindrücklich. Ich habe das Stück zusammen mit Angehörigen von unseren Patientinnen und Patienten geschaut. In den Figuren auf der Bühne konnten wir wirklich Aspekte der Demenzkranken auf unserer Station wiedererkennen. Es war sehr authentisch.
Wie kam es dazu, dass das Stück auf der Bühne gezeigt wird?
Der Theaterkritiker und Journalist Jürgen Berger besuchte unsere Demenzstation und sprach auch mit den Patientinnen und Patienten. Er hatte eine Fülle von Eindrücken – und entschied sich, daraus ein Theaterstück zu machen. Das landete schliesslich bei Konzert Theater Bern.
Sie entschieden sich 2002 mit ihrer demenzkranken Mutter nach Thailand auszuwandern. Wieso Thailand?
Ich kannte Thailand bereits von meiner Arbeit als Projektleiter in einem AIDS-Präventionsprogramm von Médecins Sans Frontières. Mein Vater war mit der Pflege meiner Mutter in Bern nicht zurechtgekommen und hatte sich das Leben genommen. Ich pflegte meine Mutter 9 Monate lang im Elternhaus in Münsingen. Dann wagte ich den Versuch, mit meiner Mutter nach Thailand zurückzukehren und sie dort betreuen zu lassen. Das gefiel ihr sehr gut. Daraus entstand die Idee, dieses Angebot auch anderen Betroffenen zur Verfügung zu stellen.
Was sagen sie zum Vorwurf, Angehörige würden ihre demenzkranken Verwandten abschieben?
Das ist eine berechtigte Frage. Aber das Abschieben fängt ja eigentlich bereits zum Zeitpunkt an, wenn eine Person ihre eigenen vier Wände verlassen muss. Der geographische Ort spielt allerdings für viele Demenzkranke eher eine untergeordnete Rolle, sie nehmen ihre Heimat mit.
Vorwurf Abschieben? Eine berechtigte Frage.
Wo muss sich die Schweiz im Umgang mit Demenzkranken ändern?
Die grösste Problematik sehe ich in grossen Institutionen. Man müsste ein bisschen zurückdenken und das Familiengefüge wieder stärken. Und dabei sollte man auch von der Wirtschaft etwas erwarten können. Wenn zum Beispiel eine unserer Angestellten in Thailand einen Familienangehörigen verliert, dann muss ich sie für eine gewisse Zeit freistellen. Solche Modelle sollten in der Schweiz auch möglich sein.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)