Unter den Obdachlosen in Basel sei eine Veränderung im Gang, sagt Tobias Hochstrasser, Co-Leiter und Sozialarbeiter bei der Anlaufstelle «Schwarzer Peter». «Es gibt immer mehr Menschen mit psychischen Krankheiten auf der Gasse, die früher in der Psychiatrie aufgefangen wurden.»
Mehr Menschen mit Wahnvorstellungen
In der Anlaufstelle «Schwarzer Peter» tauchten immer mehr Menschen auf, die zum Beispiel Wahnvorstellungen hätten. Das Problem dabei: Es kämen immer häufiger Menschen zur Anlaufstelle, die dermassen «durch den Wind» seien, dass diese meist einen Sozialarbeiter komplett absorbieren würden. Dieser könnte sich dann nur noch um diese schweren Fälle kümmern und habe keine Zeit mehr, um andere zu beraten. Eine Situation, die kaum noch tragbar sei.
Das Problem ist, dass sich solche Fälle häufen und Ressourcen binden.
«Das Problem ist, dass sich solche Fälle häufen und Ressourcen binden», sagt der Sozialarbeiter. Deshalb haben Vertreterinnen und Vertreter von Anlaufstellen für Obdachlose jetzt beim Basler Gesundheitsdepartement Alarm geschlagen. Konkret geht es um Alkoholiker oder Drogenabhängige, die gleichzeitig auch psychisch schwer krank sind, zum Beispiel eine Psychose haben oder manisch-depressiv sind.
Heute fallen viele dieser Menschen zwischen Stuhl und Bank.
Für Claudine Aeschbach kommt dies Entwicklung nicht überraschend. «Wenn diese Patienten nicht adäquat betreut sind, machen sie sich bemerkbar: Man hört sie, man riecht sie, man sieht sie.» Sie hatte jahrelang das Ambulatorium für Abhängigkeitserkrankungen im Kanton Baselland mit genau solchen Patienten geleitet. Diese Patienten müsse man nicht nur behandeln, sondern auch intensiv betreuen. Doch während für die Behandlungskosten die Krankenkassen bezahlten, sei es immer schwieriger geworden, die soziale Betreuung dieser Patienten zu finanzieren.
«Früher drückte man eher einmal ein Auge zu und bekam diese Kosten finanziert. Heute schiebt einer dem anderen diese heisse Kartoffel zu und so fallen diese Menschen zwischen Stuhl und Bank.» Viele landeten dann am Ende auf der Strasse. Wo diese Entwicklung hinführen werde, könne man schon heute in den USA sehen. «Dort sieht man sehr viele solche Menschen auf den Strassen und dass das bei uns auch passiert, davor habe ich Angst.»
(Regionaljournal Basel, 6:32/17:30 Uhr)