Seit 20 Jahren steht Lisbeth Schranz in der Berner Bahnhofsunterführung. Mit wachem Blick und einem Stapel Surprise-Hefte im Arm. «Ich bin gerne unter Leuten. Wenn man mit ihnen kommunizieren kann, dann ist es eigentlich ganz abwechslungsreich», sagt die 75-Jährige.
Sechs Franken kostet ein Surprise-Heft. Fast die Hälfte kann Lisbeth Schranz für sich behalten. Und damit ihrer AHV den nötigen Zustupf geben. Früher war es die Ergänzung zum Arbeitslosengeld. «Man muss den Leuten auch erklären, was der Sinn dieser Zeitung ist. Es geht darum, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer auch etwas verdienen», so Schranz.
Der Verein Surprise schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er bietet Personen, wie Lisbeth Schranz, eine Einnahmequelle. Und er gibt ein journalistisches Produkt heraus, das soziale Themen aufs Tapet bringt. Surprise sei aber keine Gemeinschaft von Gutmenschen, sagt Geschäftsführerin Paola Gallo (r. im Bild), «wir sind ein Unternehmen wie jedes andere KMU auch».
Zwei Drittel des Budgets erwirtschaftet Surprise mit dem Verkauf des Magazins, rund ein Drittel nimmt der Verein durch Spenden und Gönnerbeiträge ein. Surprise produziert aber nicht nur ein Heft, sondern bietet auch Stadtrundgänge an, organisiert Strassenfussball-Tourniere und offeriert Getränke für Randständige. Ein Ideenlabor die Unterstützung von Personen am Rande der Gesellschaft.