Honorare und Spesen doppelt so hoch wie bei vergleichbaren Institutionen, fehlende vertragliche Grundlagen für Bezüge, finanzielle Abenteuer mit Beteiligungen - der Bericht der Wirtschaftsprüferin KPMG zur Spitex Bern zeigt zahlreiche Mängel auf.
Man hatte keinen Durchblick, wie es um die Finanzen steht.
Die heutige Verwaltungsratspräsidentin der Spitex Bern, Therese Frösch, sagt über die Zeit vor ihrem Amtsantritt: «Es war vor allem eine Führungskrise. Der Fisch stinkt vom Kopf her.» Der Durchblick habe gefehlt, wie es um die Finanzen stand.
Die Basis arbeitete
Die Angestellten der Spitex hätten trotz der Führungskrise ihr Bestes gegeben, sagt Therese Frösch. «Die Basis hat jeden Tag gearbeitet, obwohl sie sicher täglich auf diese Krise angesprochen wurde.» Die neue Leitung habe schnellstmöglich wieder Vertrauen und Normalität schaffen müssen.
So etwas habe ich in meinem ganzen Berufsleben nie erlebt.
Die Leute an der Basis waren ständig unter Spardruck, während die Spitex-Spitze hohe Saläre bezog. Wie konnte es bei einer gemeinnützigen Genossenschaft so weit kommen? Die heutige VR-Präsidentin Therese Frösch sagt: «Da bin ich so ratlos wie Sie.» Im früheren Verwaltungsrat seien verschiedene kompetente Leute gewesen. «Darum kann ich mir das gar nicht vorstellen. So etwas habe ich in meinem ganzen Berufsleben nie erlebt.»
Auch neu ist seit Anfang 2019 die Geschäftsführerin der Spitex Bern, Claudine Bumbacher. Sie sagt, das Aufräumen sei längst noch nicht abgeschlossen: Anstellungsreglemente und Spesenreglemente müssten überarbeitet, die ganze Organisationsentwicklung angegangen werden. «Wir sind daran, alles weiter zu stabilisieren.»
Mehr Transparenz
Die Spitex Bern soll transparent werden, die Leute sollen sehen, was mit ihrem Geld geschieht. Neu orientiert sich die Organisation an den Vorgaben von Good Governance. Zum Aufräumen gehörte auch, dass die Spitex Bern bis diesen Monat regelmässig beim Kanton antraben musste, mit Rechnung und Geschäftsbericht. Als der Kanton sah, dass es besser läuft, hat er die Spitex Bern wieder von der Leine gelassen.
Administration und Organisation konnten mit den Entwicklungen nicht Schritt halten.
Der Kanton hat also hingeschaut bei der Spitex, das hat er vorher jahrelang nicht getan. Gundekar Giebel ist Sprecher der bernischen Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Er hat für die Entwicklungen bei der Spitex eine allgemeine Erklärung: «Spitex-Organisationen sind aus lokalen Zusammenschlüssen entstanden, aus viel Goodwill heraus.» Dann habe sich ihr Aufgabenbereich erweitert, sie wurden zur Leistungserbringerin. In vielen Fällen hätten Administration und Organisation mit der Entwicklung nicht Schritt halten können. «Das führte zu unklaren Situationen.»
Nach dem Bericht des Regionaljournals über den externen Spitex-Berichts reagierte auch die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments. Sie fordert, dass die Vergütungen von Verwaltungsratsmitgliedern und Geschäftsleitungen der Spitex in den Leistungsverträgen mit dem Kanton geregelt werden. Und durch eine bessere Überwachung sollen Exzesse künftig vermieden werden.
Auch die Beteiligungen der Spitex-Organisationen sollen flächendeckend überprüft werden.
(SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32/17:30 Uhr; haee;liec)