Früher wurde hier Bier gebraut, heute ist es ein Innovationsquartier: Die Bluefactory auf dem ehemaligen Cardinalareal im Herzen von Freiburg soll weiter wachsen können. Ermöglichen soll das eine Finanzspritze an die Betreibergesellschaft. Das Stimmvolk des Kantons Freiburg entscheidet am 13. Juni.
Die Bluefactory will ihr Kapital von 50 auf 100 Millionen Franken verdoppeln. Das Geld soll von Stadt und Kanton Freiburg kommen: Die beiden Aktionäre sollen ihren Anteil um je 25 Millionen Franken erhöhen. Die zwei Parlamente haben dem Geschäft zugestimmt.
Gegen Salami-Taktik
Die 25 Millionen des Kantons kommen nun aber vor Volk. Denn 28 Mitglieder des Grossen Rates griffen zum selten genutzten Instrument des parlamentarischen Finanzreferendums.
Wir wollen eine öffentliche Debatte über die Bluefactory.
Triebfeder war die SVP-Fraktion. Die Gegner befürchten, dass die öffentliche Hand mit einer Salami-Taktik immer wieder Gelder in die Bluefactory steckt. «Wir wollen eine öffentliche Debatte über die Bluefactory», sagt SVP-Grossrat und Fraktionschef Nicolas Kolly.
Keine zweite Reithalle wie in Bern
Er stört sich auch an der Ausrichtung der Bluefactory. Der Kanton habe nicht die gleichen Interessen wie die Stadt Freiburg. Die Stadt wolle Kultur und ein modernes Stadtquartier mit günstigem Wohnraum. Kolly stört sich zum Beispiel daran, dass letzten Sommer auch die Klimabewegung Extinction Rebellion in der Bluefactory Anlässe organisierte. Das gehe alles zu fest in Richtung Reithalle Bern, so Kolly. Für den Kanton seien vor allem die Wirtschaft und die versprochenen Arbeitsplätze wichtig.
Aufschwung ermöglichen
Ganz anders sieht es die Kantonsregierung. Sie hält die Kapitalerhöhung für «sinnvoll, nötig und verantwortungsbewusst». Es gehe um Hunderte von Arbeitsplätzen und um grosse Investitionen, welche die Wirtschaft in dieser Krisenzeit dringend benötige.
Wir wollen in der Bluefactory vor allem Unternehmen und Forschende anziehen.
Der Vergleich mit der Reithalle findet Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty daneben: «Natürlich wird es dort auch Kultur geben, aber wir wollen dort vor allem Unternehmen und Forschende anziehen.» Und aus diesem Grund solle der Ausbau der Bluefactory nun vorangehen und dafür brauche es eben die Kantonsgelder.
2500 Arbeitsplätze in Aussicht
Den Befürchtungen der Gegner, die Wirtschaft komme zu kurz, entgegnet Curty, dass es bei einem raschen Ausbau der Bluefactory bereits in den nächsten paar Jahren mehrere hundert neue Arbeitsplätze geben werde. Längerfristig sollen es bis zu 2500 neue Arbeitsplätze sein. Allein der Bau eines neuen Gebäudes, der mit dem zusätzlichen Kapital finanziert werden solle, werde zahlreichen Unternehmen Arbeit geben und Platz für Start-ups schaffen.