Sie ist eine von rund 700: Die 37-jährige St. Gallerin Tamara Kramer wurde wie hunderte andere Kinder in den 1980er-Jahren höchstwahrscheinlich illegal aus Sri Lanka in der Schweiz adoptiert. Diese «Sri-Lanka-Adoptionen» waren in den letzten Tagen und Wochen in den Medien ein grosses Thema – nicht zuletzt, weil der Kanton St. Gallen Anfang dieser Woche einen Bericht dazu veröffentlichte.
Das zog mir den Boden unter den Füssen weg.
Im Bericht werden einerseits die Machenschaften einer Fürsorgerin aus Bollingen im Kanton St. Gallen aufgearbeitet, die bei der Vermittlung von Kindern aus Sri Lanka an Adoptiv-Eltern in der Schweiz federführend war. Andererseits wurde die Rolle der St. Galler Behörden unter die Lupe genommen. Die Fürsorgerin starb 1997. Der Bericht stellt den St. Galler Behörden von damals kein gutes Zeugnis aus.
Als direkt Betroffene sagt Tamara Kramer: «Ich bin wütend auf die Behörden von damals und die Behörden von heute.» Erst vor rund einem Jahr hat Tamara Kramer erfahren, dass sie wahrscheinlich illegal zur Adoption freigegeben wurde. «Das zog mir den Boden unter den Füssen weg», sagt die 37-Jährige. Auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter ist sie unter anderem auch nach Sri Lanka gereist – jedoch ohne Erfolg.
Bis heute weiss Tamara Kramer nicht, wer ihre leibliche Mutter ist. Die Suche nach ihr will sie aber nicht aufgeben. Auf die Frage, weshalb sie mit ihrem Namen und Gesicht hinsteht und auf das Schicksal von ihr und hundert anderen aufmerksam macht, sagt sie: «Mir ist es nicht wichtig, dass mein Name im Vordergrund steht, sondern, dass die Geschichte im Vordergrund steht. Mein Name geht vergessen, die Geschichte nicht.»
SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz und Graubünden, 12:03 Uhr