Im Gebiet Wil West, an der Kantonsgrenze zwischen Thurgau und St. Gallen, sollen auf einer grünen Wiese neue Unternehmen angesiedelt werden. Auch ein neuer Autobahnanschluss gehört zum Projekt. 2000 bis 3000 Arbeitsplätze sollen dereinst zwischen Bahnhof und Autobahn bei Wil entstehen.
Bis jetzt war es ein Grossprojekt von Gemeinden in der Agglomeration Wil und den Kantonen St. Gallen und Thurgau. St. Gallen ist jetzt kein Partner mehr.
Sonderkredit gescheitert
Im Kanton St. Gallen haben die Stimmberechtigten am Sonntag einen 35-Millionen-Franken-Kredit für die Entwicklung und Erschliessung des Bodens im Gebiet Wil West abgelehnt. Die Pläne der Regierung und des Kantonsrats, scheiterten am Widerstand von SP, Grünen und SVP. Die Vorlage wurde mit 65'741 Ja gegen 72'898 Nein abgelehnt.
Die Thurgauer halten am Projekt dennoch fest. «Der Kanton Thurgau plant das Gebiet gemäss dem Agglomerationsprogramm Wil und dem kantonalen Richtplan einzuzonen», sagt ein sichtlich enttäuschter Thurgauer Baudirektor Dominik Diezi. Es sei nicht einfach ein Gewerbepark, der hier realisiert werde, sondern er entspreche einer zeitgemässen Entwicklungsplanung. Es würden zahlreiche Gemeinden auf Einzonungen verzichten, sodass an einem zentralen Ort eine grössere Fläche eingezont werden könne.
Die heissen Punkte sind nach der Abstimmung im Kanton St. Gallen jetzt bekannt.
Kulturlandverschleiss und neuer Autobahnanschluss
Zum einen wurde bei den Gegnern von «Wil West» mit dem Kulturlandverschleiss argumentiert. Auch der neu geplante Autobahnanschluss ins Gebiet «Wil West» war umstritten.
«Ich finde es ein bisschen schade, dass es nicht gelungen ist, zu zeigen, dass gerade dieses Projekt ökologische Anforderungen erfüllt», sagt Dominik Diezi.
Der Kanton St. Gallen sucht nun laut Finanzdirektor Marc Mächler nach Möglichkeiten, das Land zu verkaufen. Der Beschluss vom Sonntag bedeute nur, dass der Kanton das Land nicht selbst erschliessen könne. Es schliesse aber einen Verkauf des Grundstückes nicht aus, sodass eine private Firma oder auch der Kanton Thurgau die Erschliessung machen könne. Ob dies gelingt, ist allerdings unklar.
Das sind nicht Geschichten, die man gerade mal so schnell über den Haufen wirft.
Dass man das Projekt jetzt generell zu den Akten lege, sei keine Option, ist man in beiden Kantonen überzeugt. Es gehe nicht nur um ein Industriegebiet, sondern auch um zahlreiche andere Teilprojekte, unter anderem um eine bessere Verkehrserschliessung der ganzen Region.
Fruchtfolgeflächen gesucht
«Das sind nicht Geschichten, die man gerade mal so schnell über den Haufen wirft», zeigt sich der Thurgauer Baudirektor Dominik Diezi nach dem Ausstieg des Kantons St. Gallen kämpferisch. Zulegen müsse man sicher in der Kommunikation.
Die Agglomeration Wil suche als Bodenersatz Flächen, die später als Kulturland genutzt werden können, sagt Regierungsrat Diezi. So sollen beispielsweise minderwertige Böden so aufgewertet werden, dass sie bepflanzbar werden. Und ein neuer Autobahnanschluss bringe nicht nur 2700 neue Parkplätze, sondern auch Entlastung, sagt Diezi. Zudem solle es in Wil West auch einen hohen Anteil an Langsamverkehr geben.