So war es früher: In der Stadt Solothurn gab es zwar schon vor 2009 eine Anlaufstelle für Drogensüchtige und eine Gassenküche, doch waren diese an zwei verschiedenen Orten. Die Gassenküche war in der Altstadt und hatte nur am Mittag geöffnet. Randständige konnten dort nicht verweilen. An verschiedenen Orten und Plätzen in Solothurn – zum Beispiel am Amthausplatz – bildeten sich Szenen.
Die Idee hinter dem Adler: Man wollte die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle am selben Ort führen. Das ehemalige Restaurant Adler in der Vorstadt war aus Sicht der Organisation Perspektive für diesen Zweck sehr gut geeignet. Die Perspektive unterstützt in der Region Solothurn-Grenchen suchtkranke Menschen und betreibt den Adler.
Der Widerstand der Anwohner: Es gab 16 Beschwerden gegen die Einrichtung der Gassenküche und der Kontakt- und Anlaufstelle im Adler. Die Beschwerdeführer befürchteten Störungen, Kriminalität, Szenenbildungen und letztlich eine Abwertung der Vorstadt. Einige Beschwerdeführer zogen gar bis vor Bundesgericht, um den Adler zu verhindern. Doch sie blitzten ab. Am 8. Mai 2009 wurde der Adler offiziell eröffnet.
So ist die Situation heute: 10 Jahre nach seiner Eröffnung ist der Adler in das Quartier integriert. Das heisst es sowohl bei den Betreibern des Adlers, als auch bei den Sozialen Diensten der Stadt Solothurn, und auch bei der Vereinigung Pro Vorstadt. Jeden Tag verkehren etwa 80 Leute im Adler, es werden täglich etwa 40 Mahlzeiten verkauft. Ein Mittagessen kostet 7 Franken, ein Abendessen 3 Franken. Es gab zwar in den letzten 10 Jahren einige negative Ereignisse, allerdings habe man die Probleme jeweils gemeinsam lösen können, heisst es von allen Seiten.
Das ist das Erfolgsrezept des Adlers: Man habe von Anfang an immer das Gespräch gesucht und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht. Das sagen Martin Tschumi von der Vereinigung Pro Vorstadt und auch Sibylla Motschi, welche die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle im Adler leitet. Motschi sagt: «Wir haben unsere Klienten sensibilisiert und auch Reinigungsgtouren organisiert. Heute geniessen wir den Respekt der Nachbarn, so wie wir ihnen auch unseren Respekt entgegenbringen».