Huttwil war ganz zuoberst auf dem Podest, auf dem niemand sein will. In keiner Gemeinde gab es so viele leere Wohnungen – im Verhältnis zur Anzahl bewohnter Wohnungen. Das zeigte die Statistik des Bundes. Jetzt sind die neuen Zahlen da und Huttwil ist plötzlich nicht mehr auf Platz 1.
Auch nicht auf Platz 2 oder 3. Huttwil im Oberaargau ist auf Platz 22. Innerhalb eines Jahres standen viel weniger Wohnungen leer.
Ungefähr 165 Wohnungen tauchen nicht mehr in der Statistik auf. Wurden sie also vermietet oder verkauft? Oder sind so viele Menschen nach Huttwil im Oberaargau gezogen – in die Region, die schweizweit am stärksten von der Abwanderung betroffen ist? Nein, zeigt die Statistik.
Der Trick mit der Statistik
Gemeindepräsident Walter Rohrbach kennt des Rätsels Lösung: «Das Bundesamt für Statistik hat uns mitgeteilt, dass Wohnungen, die länger als drei Jahre nicht vermietet wurden, als ‹nicht mehr als vermietbar› gelten.» Das heisst, die Wohnungen erscheinen nicht mehr in der Statistik. Das Bundesamt für Statistik bestätigt, dass Huttwil die Erhebungsart geändert habe, allerdings aus eigenem Antrieb.
Es sei legitim, eine neue Berechnungsmethode anzuwenden, sagt Christine Seidler, Professorin für Raumplanung an der Berner Fachhochschule. Trotzdem werde das Problem mit den leerstehenden Wohnungen so nicht kleiner. «Unsere Schätzungen gehen davon aus, dass die Leerwohnungsquote nicht kleiner geworden ist», so Seidler.
Da in den letzten Jahren neue Häuser gebaut worden sind, sei es wahrscheinlicher, dass die Quote sogar gestiegen ist. Zudem gebe es neue, bewilligte Bauprojekte in Huttwil. Wenn diese alle realisiert werden, entstehen in der 5000er-Gemeinde bald 181 Neubauwohnungen – zusätzlich zu denjenigen, die im Moment leer stehen.