David Goodall war sichtlich überrascht, als er heute Mittwoch in einem Rollstuhl von seinen Begleitern im Basler Hotel Spalentor in einem Raum geschoben wurde, der mit Journalisten regelrecht vollgestopft war. Mit so viel Aufmerksamkeit habe er nicht gerechnet, sagte der emeritierte Universitätsprofessor.
Dabei hatte Goodall die Journalisten selber eingeladen, zu einer Pressekonferenz, seiner letzten. Am Donnerstag will sich der 104-jährige Australier bei der Sterbehilfeorganisation «Lifecircle» in Liestal das Leben nehmen. Goodall trug ein Hemd mit der Aufschrift «Schmachvoll alternd». Schon länger sei er des Lebens müde, aufgrund diverser körperlicher Gebrechen habe er viel Lebensqualität verloren. Doch weil in Australien Sterbehilfe verboten sei, musste Goodall nun in die Schweiz reisen, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
Spendenkampagne für Flugtickets
Seinen letzte Reise nutzt Goodall nun dazu, um eine Debatte zur Legalisierung von Sterbehilfe anzuregen. Unterstützt wird er dabei von der Organisation Exit International. Deren Direktor Philip Nitschke sagt, es sei ungerecht, dass einer der ältesten und bekanntesten Australier gezwungen sei, «ans andere Ende der Welt zu reisen, um in Würde zu sterben». Die Organisation startete deshalb eine Spendenkampagne für Erste-Klasse-Flugtickets und sammelte schnell mehr als 20'000 australische Dollar (rund 15'000 Franken).
Es gebe viele Dinge, die er noch gerne tun würde, aber es sei zu spät, seine Zeit sei abgelaufen, antwortete Goodall auf die Frage eines Journalisten. Jetzt zu gehen, sei für ihn eine Erleichterung, seine Familie unterstütze ihn bei seinem Entschluss. Die Sterbehilfeorganisation «Lifecircle» betont, dass Goodall sich bis zur letzten Sekunde umbesinnen könne und dass er den Zeitpunkt bestimme, wann er aus dem Leben treten möchte.
Mit über 100 Jahren noch am Arbeiten
Goodall arbeitete an der Edith Cowan Universität in Westaustralien. 2016 war er weltweit bekannt geworden, als ihn seine Universität im Alter von 102 Jahren endgültig in den Ruhestand schicken wollte - obwohl er seit seiner offiziellen Pensionierung unentgeltlich arbeitete. Nach Protesten und Solidaritätsbekundungen von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt nahm die Universität die Entscheidung zurück. Goodall hat Dutzende Forschungsarbeiten veröffentlicht und noch bis vor kurzem für verschiedene Fachzeitschriften gearbeitet.