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Therapie statt Strafe für antisemitische Taten
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 20.11.2019. Bild: Keystone
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Strafgericht Basel Antisemitischer Täter wegen Drohung und Beleidigung verurteilt

Wegen einer schweren psychischen Störung geht das Gericht von einer stark verminderten Schuldfähigkeit aus.

Ein 38-jährige Mann hat eine lange Liste an antisemitischen Taten begangen: Darunter Drohungen, Sachbeschädigungen und Beschimpfungen. Besonders oft hatte der Verurteilte jüdische Einrichtungen und Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Basel im Visier. So urinierte er unter anderem an die Synagoge, beschädigte die Metzgerei und spuckte vor Gemeindemitgliedern auf den Boden und machte den Hitlergruss.

Er stand heute vor dem Basler Strafgericht. Das Gericht verurteilte ihn unter anderem zu einer stationären Behandlung. Es ging von einer stark eingeschränkten Schuldfähigkeit aus, weil ein Gutachten dem Mann eine schwere psychische Störung bescheinigte. Die Taten hatten die jüdische Gemeinde in Basel verunsichert.

Das Regionaljournal Basel wollte vom Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Basel, Moshe Baumel wissen, wie die jüdische Gemeinde mit den Taten umgegangen ist.

SRF-Regionaljournal Basel: Was haben die Angriffe bei der jüdischen Gemeinde ausgelöst?

Moshe Baumel: Unsicherheit und viele Fragen: Wer kann das gewesen sein. Warum hat diese Person das gemacht? Was war die Motivation? Was bedeutet das für uns? Beginnt hier eine neue Welle von Antisemitismus? Die Taten haben also viel Unsicherheit mit sich gebracht.

Fühlen sich denn die jüdischen Mitglieder hier in Basel sicher?

Ja, wir fühlen uns sicher und gut. In Basel ist es ja fast nie zu solchen Taten gekommen. Das hier war eine Ausnahme-Erscheinung. Genau das verunsichert uns aber auch: Warum ist es jetzt plötzlich anders als früher?

Seit der Gerichtsverhandlung weiss man, dass der Täter psychisch krank ist. Ändert dies etwas an seinen Taten?

An den Taten sicher nicht. Es bringt natürlich eine gewisse Beruhigung mit sich, weil man jetzt weiss, dahinter steckt keine Gruppe oder ein organisiertes Verbrechen. Allerdings gab es viele negative Kommentare über das Judentum in den sozialen Medien, als die Medien über die Taten berichteten. Diese wurden sicher von gesunden Menschen geäussert und nicht von psychisch Kranken. Wenn man diese Kommentare liest, beunruhigen diese. Es ist auch häufig so, dass die Taten selbst zwar von Menschen ausgeführt werden, die psychisch nicht stabil sind. Doch damit schaffen sie einen Nährboden für die breite Masse.

Wie geht es jetzt weiter?

Durch die Sicherheitsvorkehrungen, die der Kanton beschlossen hat, fühlen wir uns sicher. Aber nichts desto trotz müssen wir immer auf der Hut sein, dass auch neue Debatten in der Öffentlichkeit sachlich bleiben und nicht in eine antisemitische Welle münden.

Aber jetzt heisst es erst einmal zurück zu Normalität?

Auf jeden Fall, ja. Wir sind zufrieden, dass der Rechtsstaat Recht gesprochen und den Täter verurteilt hat. Wir leben jetzt einfach weiter als ganz normale Schweizer Bürger.

Das Gespräch führte Martina Polek.

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