Unmittelbar vor der Diskussion im Luzerner Kantonsparlament, wo ein Sonderkredit von 6,5 Millionen Franken für die Planung der Spange Nord traktandiert ist, gehen die Wogen hoch. Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtluzerner Quartiere Maihof und Hochwacht wollen als Protest gegen den Eingriff ins Areal des Schulhauses Maihof eine Menschenkette bilden auf der geplanten Streckenführung.
«Wir fordern den Verzicht auf die Spange Nord, damit die Lebens- und Wohnqualität in unserem Stadtteil erhalten bleibt», sagt Felix Kaufmann, der den Protest mitorganisiert. Er befürchtet künftig mehr Verkehr und Lärm im Quartier, wenn die jetzige Strasse auf vier Spuren ausgebaut wird.
Auch dass ein Teil des Schulareals Maihof und das Friedental als Naherholungsgebiet vom Autobahnzubringer betroffen sei, störe ihn sehr. «Der Kanton Luzern kann das Projekt doch nicht gegen unseren Willen durchsetzen», ärgert sich Kaufmann.
Die Stadt Luzern hält ebenfalls nichts von der Spange Nord. Dies hält sie in der Antwort auf verschiedene Vorstösse aus dem Parlament fest. Für eine Entlastung der Innenstadt sei der Autobahnzubringer unnötig. Obwohl mittlerweile mehr Leute in der Stadt wohnen und die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen sei, nehme der Autoverkehr nämlich eher ab.
Nur ein paar Bushaltestellen weiter nördlich tönt es hingegen bereits deutlich anders. Hier in Ebikon hat Hans Peter Bienz sein Büro. Er ist Geschäftsführer einer Firma, die Heizungen, Lüftungen und Klimaanlagen plant. Die Spange Nord sei für die ganze Agglomeration Luzern ein zentrales Projekt.
In den nächsten zehn Jahren wachse die Bevölkerung in der Region Rontal um rund 30 Prozent. Wenn man hier nicht reagiere, dann sei ein Rückstau von der Stadt her nach Ebikon programmiert. «Ein guter Verkehrsfluss ist aber wichtig für neue Unternehmungen, die sich hier ansiedeln möchten», sagt der parteilose Gemeinderat von Ebikon. Und ein guter Verkehrsfluss sei nur mit der Spange Nord möglich.
Es geht schliesslich nicht nur um die Stadtbevölkerung.
Dies sei auch die Meinung der anderen grossen Gemeinden in der Agglomeration Luzern. Dass sich hier die Stadt Luzern querstelle, sei sehr enttäuschend. «Es geht schliesslich nicht nur um die Stadtbevölkerung, sondern es ist ein Projekt für den ganzen Kanton.»
Hans Peter Bienz ist zuversichtlich, dass der Sonderkredit im Luzerner Kantonsparlament bewilligt wird. Klar ist aber auch, dass bei der konkreten Umsetzung der Pläne der Streit zwischen der Stadt Luzern und den Nachbargemeinden noch intensiver wird.