Im Auftrag von Konzert Theater Bern hat der Schweizer Autor Lukas Linder eine Satire über den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un geschrieben. Das Stück thematisiert die Zeit, die Kim in der Region Bern verbrachte. Wegen der Coronapandemie musste die Uraufführung verschoben werden. Halb so schlimm, findet Lukas Linder: Weil er in Polen lebt und gerade Vater wird, hätte er die Premiere verpasst.
SRF News: Lukas Linder, das Stück «Mein Sommer mit Kim» hätte in diesen Tagen in Bern Premiere gehabt. Erzählen Sie kurz: Um was geht es?
Lukas Linder: Es ist eine Satire auf die verrückte Geschichte, dass Kim Jong-un in den 1990er-Jahren einige Zeit in Bern die Schule besuchte. Eine amerikanische Agentin wird mittels einer Zeitmaschine auf ihn angesetzt und soll ihn eliminieren. Sie will ihn aber nicht umbringen, sondern nur umpolen und aus ihm einen guten Menschen machen.
Die Agentenstory braucht einen Bösewicht – weshalb haben Sie dafür Kim ausgewählt?
Es gibt etwas Faszinierendes an Kim Jong-un. Er ist nicht nur ein Diktator, sondern auch eine unterhaltsame, fast komische Figur. Also komisch im Sinn von grotesk, skurril und unheimlich.
Kim Jong-un ist komisch im Sinn von grotesk, skurril und unheimlich.
Es gibt nur wenige Fakten über ihn, aber es gibt sehr viele Spekulationen. Mich interessierte, wie wir über Kim sprechen, und was wir über uns selber aussagen, wenn wir über Kim sprechen.
Haben Sie speziell recherchiert, oder spielen die Fakten gar nicht so eine grosse Rolle für das Stück?
Ich habe geschaut, was für Informationen zur Verfügung stehen. Alle haben die gleichen Filme gesehen, die gleichen Artikel und Bücher gelesen. Alle, die über Nordkorea reden, tauschen sich über eine kleine Menge Informationen aus. Das ist spannend für das Stück: Was haben wir überhaupt für ein Wissen über Nordkorea?
Das Gespräch führte Jörg André.