In freier Wildbahn ernähren sich Katzen fast ausschliesslich von Mäusen und Vögeln. Oder anders gesagt: von Fleisch.
Eine Tatsache, die bei einem wachsenden Teil der vegan lebenden Bevölkerung für ein schlechtes Gewissen sorgt: gegenüber der Umwelt und jenen Tieren, die letztendlich im Napf der Katzen landen.
Die Nachfrage steigt
Wer sich für veganes Katzenfutter interessiert, landet früher oder später bei Kelly Bula-Laver. Als Geschäftsführerin des grössten Online-Shops für vegane Tiernahrung in der Schweiz beobachtet sie den Markt bereits seit Jahren.
Es ist vielleicht so ein bisschen eine Blase. Aber unterdessen ist diese Blase riesig geworden.
Sie bestätigt, dass die Nachfrage nach veganem Katzenfutter stetig zunehme, um etwa zehn Prozent jährlich: «Es ist vielleicht so ein bisschen eine Blase. Aber unterdessen ist diese Blase riesig geworden», so Bula-Laver. Und noch etwas beobachtet die Verkäuferin: Das Alter ihrer Kundinnen und Kunden verschiebe sich zunehmend nach unten.
Katzenhalter Nando Bieri füttert seine drei Hauskatzen seit rund zwei Jahren vegan. Es habe sich falsch angefühlt, ihnen weiterhin Fleisch zu geben, während er selber darauf verzichte. Um sicherzugehen, dass seine Katzen gesund seien, unterziehe er sie regelmässigen medizinischen Untersuchungen. Auch Blut- und Urintests habe er schon machen lassen.
Doch er sei sich bewusst, dass er mit seiner Fütterungsmethode vielerorts auf wenig Begeisterung stosse. «Man liest, dass es bei den Katzen zu Mangelerscheinungen komme, dass sie früher sterben würden und es Tierquälerei sei», so Bieri.
Dabei müsse man sich einfach einmal mit den Nährstoffen und den auf dem Markt verfügbaren Futtern auseinandersetzen.
Tierernährungsexpertin rät davon ab
Auch am Institut für Tierernährung der Universität Zürich ist die vegane Ernährung von Katzen zunehmend ein Thema. Immer wieder würden Studentinnen und Studenten dieses Thema aufbringen, sagt Institutsdirektorin Annette Liesegang.
Wir empfehlen es einfach nicht – Punkt.
Doch müsse sie jeweils ganz klar davon abraten. Katzen seien Karnivorinnen, Fleischfresserinnen, die auf tierisches Protein angewiesen seien. «Wir empfehlen es einfach nicht – Punkt.» Wer sein Haustier unbedingt vegan ernähren möchte, solle sich ein Tier auswählen, bei dem man das mit gutem Gewissen tun könne, so Liesegang weiter.
Tieraktivistin Jeannie Burri wiederum hätte ein schlechtes Gewissen, wenn sie Fleisch servieren müsste. Auch sie füttert ihre vier Katzen mit veganem Futter. Sie sagt, heute gäbe es vegane Alleinfuttermittel, die sämtliche für Katzen wichtige Stoffe enthalten würden.
Das Nährstoffprofil ist abgedeckt, und die Büsis sind körperlich gesund.
Den Vorwurf der Tierquälerei lässt sie nicht gelten: «Das Nährstoffprofil ist abgedeckt, und die Büsis sind körperlich gesund.» Wer Fleisch füttere, akzeptiere, dass dafür Tiere getötet würden. «Da muss man sich fragen, ist nicht das eher Tierquälerei?», so Burri.
Das vegane Füttern von Katzen könne auch nach hinten losgehen, gibt die Professorin für Tierernährung Annette Liesegang zu bedenken. Sie habe bereits vegan ernährte Katzen in «äusserst schlechtem Zustand» gesehen.
Besonders problematisch seien dabei Hauskatzen, die keine Möglichkeit zu jagen hätten. Bei Freigängern sei das anders: «Freigänger, die vegan gefüttert werden, sind natürlich in der Regel unproblematisch.»
Ab in die Ernährungsberatung
Auch auf der Website des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist die Ernährung von Katzen ein Thema. Bis vor Kurzem war darauf zu lesen, die vegane Ernährung von Katzen sei verboten. Ein Fehler, der nun auf Nachfrage von SRF korrigiert wurde.
Doch eine einseitige Fütterung könne zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen führen. Sowohl der Bund als auch die Professorin für Tierernährung empfehlen den dringenden Besuch bei der Ernährungsberatung.
Fest steht: Katzen müssen entsprechend ihren Bedürfnissen gefüttert werden. So will es das Tierschutzgesetz. Wie gut das mit veganem Futter möglich ist, darüber scheiden sich die Geister.