Die Pöstler bringen nicht nur Briefe und Zeitungen nach Hause – in Grenchen und Bettlach und später auch im bernischen Ostermundingen nehmen sie auch nicht mehr gebrauchte Lebensmittel mit. Toastbrot kurz vor dem Ablaufdatum oder die in der Aktion zu viel gekaufte Tube Mayonnaise.
Die Post testet dies ab Mittwoch in einem Pilotprojekt zusammen mit der Organisation «Tischlein deck dich». Lebensmittel können in Einkaufstaschen beim Briefkasten bereitgestellt werden, versehen mit einem speziellen Aufkleber, den die Post verschickt. Die Esswaren werden danach bei der Poststelle abgeholt und von «Tischlein deck dich» an bedürftige Personen verteilt. Das Ziel: weniger Lebensmittel im Abfall (Food Waste).
Die Briefträger mehr auslasten
Der Hauptgrund sei aber ein anderer, erklärt Post-Sprecherin Léa Wertheimer: Die Post ist auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern für ihre Briefträger. Weil wegen der elektronischen Kommunikation weniger Briefe verschickt werden, haben die Pöstler immer weniger zu tun.
Um Arbeitsplätze zu erhalten, führe die Post mehrere Versuche durch, so Wertheimer. In Grenchen mit dem Abholen von Lebensmitteln, in anderen Regionen lesen die Briefträger auch Stromzähler ab, nehmen das Altpapier mit oder bringen Einkäufe nach Hause.
Der Beruf des Briefträgers sei in stetigem Wandel. Die Pöstler wüssten damit umzugehen, meint Sprecherin Léa Wertheimer. Sie seien sich regelmässigen Kundenkontakt gewöhnt. Die neuen Aufgaben machten das Berufsbild breiter und sicherten Arbeitsstellen.
Das Projekt in Grenchen und Bettlach läuft bis Ende Januar 2018. Wenn es erfolgreich ist, will es die Post allenfalls auf die gesamte Schweiz ausweiten.