Er war einer der Ersten in der Schweiz, der seinen Tieren den Transportweg in die Metzgerei ersparte: Bio-Landwirt Georg Blunier aus Paspels (GR). Der 39-Jährige hatte vom Kanton eine Sonderbewilligung für die sogenannte Hoftötung erhalten, um Erfahrungen mit dieser Methode zu sammeln. Dabei werden die Tiere nicht lebend in den Schlachtbetrieb gefahren, sondern der Metzger kommt auf den Hof, macht dort den Bolzenschuss und blutet das Tier aus. Erst danach wird es in die Metzgerei transportiert. «Mit dieser Methode werden unnötige Stressfaktoren für das Tier ausgeschaltet», ist Blunier überzeugt.
«Grosser Schritt in Richtung Tierwohl»
Seit dem 1. Juli 2020 ist die Hof- und Weidetötung zur Fleischgewinnung nun offiziell erlaubt. Die entsprechende lebensmittelrechtliche Verordnung wurde angepasst. «Das freut uns natürlich sehr», sagt Blunier. Damit mache die Schweiz einen grossen Schritt in Richtung Tierschutz und Tierwohl.
Sicher hätten er und seine Frau eine gewisse Vorreiterrolle eingenommen. Aber letztendlich seien viele Faktoren entscheidend gewesen, damit sich diese Methode habe durchsetzen können: Die Unterstützung aus Forschung und Politik etwa, andere Pionierbetriebe, auf denen ebenfalls Erfahrungen gesammelt wurden. «Wir sind glücklich, dass wir etwas dazu beitragen konnten. Aber letztendlich ist es nicht relevant, wer der Erste war.» Sein oberstes Ziel sei, dass möglichst viele Tiere auf diese Weise geschlachtet werden könnten und er sei überzeugt, «dass sich viele Leute wünschen, solches Fleisch essen zu können».
Kleinere Mengen als konventionelle Schlachtung
Kritiker der Hof- und Weidetötung stellen unter anderem fest, dass der heutige Fleischkonsum pro Kopf schlicht und einfach nicht bewältigt werden könne mit dieser Methode. Der Prozess daure zu lange, sei zu aufwendig – und damit letztendlich auch zu teuer. Man werde kaum genügend Konsumentinnen und Konsumenten finden, die bereit seien, diesen Mehraufwand zu bezahlen. Insofern werde Fleisch aus Hof- oder Weidetötung immer ein Nischenprodukt bleiben.
Georg Blunier gibt diesen Stimmen teilweise recht: «Natürlich können wir nur sehr viel kleinere Mengen produzieren als mit der konventionellen Schlachtung.» Letztendlich müsse sich die Gesellschaft aber überlegen, wie sie künftig Fleisch konsumieren wolle: «Wir müssen uns fragen, ob wir die Massentierhaltung wirklich aufrechterhalten wollen.» Bei ihm geht die Rechnung vorderhand auf: Die rund 2,5 Tonnen Rindfleisch, die er jedes Jahr produziert und im Schnitt für rund 40 Franken pro Kilo verkauft, sind jeweils weit im Voraus ausverkauft.