Die Polizei habe versagt, man hätte dem Opfer einen Platz in einem Frauenhaus anbieten müssen – so und anders lautete die Kritik nach dem Tötungsdelikt in Dietikon, bei dem es einem wegen häuslicher Gewalt bekannten Mann trotz Kontakt- und Rayonverbot gelungen war, seine Ehefrau umzubringen.
Automatische Hilfe
Sandra Müller, Leiterin der Kantonalzürcher Opferhilfestelle, kann die Kritik nicht verstehen. Die Zusammenarbeit mit der Polizie funktioniere gut, und Frauen in solchen Situationen werde jeweils automatisch Hilfe angeboten, sagt sie auf Anfrage des «Regionaljournals». Die Beratung erfolge mehrmals, und zwar schriftlich, telefonisch und persönlich. Und vor allem so, dass ein potentieller Täter nichts davon erfahre.
Wer in Not ist, muss rasch einen Termin bekommen können.
Wichtig sei es auch, rasch zu reagieren. «Zwingen kann man jedoch letztlich niemanden», sagt Müller. «Die Beratung ist und bleibt freiwillig.» Man müsse den Betroffenen jeweils klarmachen, dass sie mit dem Beratungsangebot kein Risiko eingingen, was offenbar nicht immer gelingt. Wie dies im Fall von Dietikon war, geben Polizei und Beratungsstelle nicht bekannt. Man wolle das Vorgehen im Fall Dietikon aber sicher überprüfen.
Drei Millionen mehr
Da die Nachfrage nach Beratungen zunimmt, will der Zürcher Regierungsrat die Opferberatungsstellen im kommenden Jahr mit zusätzlichen 1,5 Millionen unterstützen. Weitere 1,5 Millionen Franken zahlt der Kanton an die Frauenhäuser. Die Beratungsstellen testen zurzeit auch einen neuen Online-Dienst mit Chat-Möglichkeiten, um leichter an mögliche Opfer zu gelangen.