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Kleinere und grössere Geschichten auf der Herzroute
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 11.07.2019. Bild: Christian Liechti/SRF
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Tourismus im Emmental Das Hügelland profitiert von den Elektrovelos

Elektrovelos boomen. Das merkt man auch im Emmental. Hier profitieren verschiedene Anbieter von diesem Wirtschaftszweig.

Das letzte Jahr hat bei den E-Bike-Verkäufen alle Rekorde gebrochen. Gemäss Velosuisse, der schweizerischen Fachstelle für Velo und E-Bikes war jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike. 111'000 Stück wurden verkauft – ein neuer Rekord. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Zuwachs 27 Prozent. Besonders gefragt waren E-Mountainbikes.

Aus klein wird gross

Auf E-Bikes setzt seit 2004 die Herzroute. Die erste Etappe, das Herzstück sozusagen, ging von Lützelflüh im Emmental nach Willisau im Kanton Luzern. Heute verbindet die Herzroute 13 Etappen, vom Genfersee bis zum Bodensee. Die Velowanderstrecke führt über mehr als 1000 Kilometer und zählt jährlich zirka 30'000 Gäste.

Ein Mann mit einem Fahrrad.
Legende: Simon Brülisauer setzt mit der Herzroute auf die Natur und auf 18 historische Altstädte. Christian Liechti/SRF

Die Idee zur Herzroute entstand im Emmental. Heute ist deren Geschäftsstelle immer noch in Burgdorf beheimatet. Geschäftsführer ist Simon Brülisauer. «Die Herzroute verbindet Natur, Genuss und Aktivität auf einmalige Weise», sagt er. Die Strecke verlaufe bewusst auf Nebenstrassen, fernab vom Verkehr.

Impulse geben

Die Herzroute soll eine Lebensader sein. Von dieser können die unterschiedlichsten Betriebe profitieren. Zum Beispiel die Schaukäserei in Affoltern im Emmental. Hier können die E-Bike-fahrerinnen und - fahrer den Akku wechseln.

«Der langsame, naturnahe Tourismus passt sehr gut zu unserem Konzept», sagt Cesare Mimo Caci von der Emmentaler Schaukäserei. In den letzten Jahren habe die Zahl der Besucher, die mit dem Velo bei der Schaukäserei Halt machten, deutlich zugenommen. Caci: «Diesen Gästen sollte entlang der Route eigentlich noch viel mehr geboten werden.»

Ein Mann zeigt auf ein gutes Dotzend Akkus.
Legende: Cesare Mimo Caci: «Bei uns werden immer mehr Akkus für die Elektrobikes gewechselt.» Christian Liechti/SRF

Emmental und Elektrovelos haben eine lange Tradition. Zu den E-Bike-Pionieren kann man auch Philippe Kohlbrenner zählen. Der Werkzeugmacher entwickelte 1993 aus Bequemlichkeit sein eigenes Elektrovelo. Daraus entstand der «Flyer».

Zu früh für den Markt

Der «rote Büffel» sollte ihm den Arbeitsweg im hügeligen Emmental erleichtern. Sein Arbeitskollege Reto Böhlen kümmerte sich um die Elektronik. Aus dem «roten Büffel» wurde 1995 der «Flyer».

«Der Markt war damals noch nicht reif für Elektrovelos», sagt Kohlbrenner. 2001 ging der Firma das Geld aus, sie musste Konkurs anmelden. Die Idee war damit aber nicht gestorben, auch wenn Philippe Kohlbrenner einen Abstecher in die Medizinalbranche machte.

Ein Mann mit einem Velo.
Legende: Die Nische gefunden: Philippe Kohlbrenner ist einer der Pioniere, wenn es um Elektrovelos aus der Schweiz geht. Christian Liechti/SRF

2008 kehrte er in die Velobranche zurück und seither baut er seine «Speedped». Die Firma Swiss-Urbanbikes befindet sich heute in einer alten Mühle in Häusernmoos, zwischen Affoltern und Huttwil.

Ein «Speedped» gibt es nur auf Vorbestellung; es richtet sich an Kundinnen und Kunden, die sich ihr Velo nach Mass anfertigen lassen wollen.

Erleben und erfahren

Die Firma «Flyer» befindet sich nur wenige Kilometer weiter in Huttwil. Maximal kann die Firma pro Tag 400 Elektrovelos produzieren. An ihrem Hauptsitz beschäftigt sie 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 50 weitere in Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und in den Niederlanden.

Eine Frau steht in einer Reihe mit Elektrovelos.
Legende: Angela Bieli: «Das Interesse an unseren E-Bikes ist ungebrochen.» Christian Liechti/SRF

Eine Besichtigung des «Flyer»-Werks und dessen Erlebniswelt steht wegen des Booms in der Branche hoch im Kurs. 2018 zählte die Firma 10'000 Besucherinnen und Besucher; vorwiegend Gruppen ab sechs Personen.

Landwirtschaft profitiert

Es gibt die Möglichkeit, die Fahrräder zum Beispiel auf dem «Röschti-Cher» einer «Braui-Tour» oder einer «Bären-Tour» zu testen. Dabei profitieren weitere Betriebe in der Umgebung von der Magnetwirkung.

Eine Frau sitzt an einem Tisch.
Legende: Die Radfahrerinnen und Radfahrer sorgen auf dem Hof von Ursula Flückiger für Abwechslung. Christian Liechti/SRF

Unter ihnen auch zahlreiche Bauernfamilien. Sie bieten, wie zum Beispiel die Familie Flückiger in Ursenbach, eine einfache Zwischenverpflegung an. Auf der Terrasse von Flückigers steht eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank mit Essen und Getränken zur Selbstbedienung.

«Unser Landwirtschaftsbetrieb konnte sich so ein weiteres, attraktives Standbein schaffen», sagt Bäuerin Ursula Flückiger.

Auch für die Übernachtung auf dem Land ist gesorgt. Wegen der Herzroute haben mehrere Landwirtschaftsbetriebe sogenannte Wohnfässli aufgestellt. Zum Beispiel auf dem Biohof Kohler in Weier.

Ein Paar sitzt vor einem Fass mit Fenstern.
Legende: Übernachten auf dem Biohof: Susanne und Andreas Kohler haben für die Radfahrer ein Wohnfass in den Garten gestellt. Christian Liechti/SRF

Die Gäste finden so eine einfache Unterkunft, mitten in der Natur. Susanne Kohler sagt: «Dieser Tourismus, die Velofahrer, passen bestens auf unseren Biohof.»

(SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32/17:30 Uhr; liec;haee)

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