Ein Vierteljahrhundert haben Rafael Stadelmann und Andreas Zaugg Seite an Seite für den VC Oftringen Radball gespielt. Zu ihrem Palmarès gehören nebst viel Edelmetall zwei Schweizer-Meister-Titel und ein Cup-Sieg. Am Samstag haben sie ihre letzte Saison in der höchsten Liga mit dem Gewinn der Bronzemedaille abgeschlossen. Am 4. November folgt noch ein Einsatz im Weltcup, dann ist ihre Aktivkarriere Geschichte.
Teamarbeit braucht Rollenverteilung
1992 haben der Rothrister Rafael Stadelmann (Jahrgang 1984) und der Oftringer Andreas Zaugg (1985) zum ersten Mal gemeinsam ein Radballturnier bestritten. Andreas Zaugg hat die Radballgene von seinem Vater geerbt und seinen Kollegen Rafael, dessen Vater ein Fussballer war, mit dem Virus infiziert. Es war der Beginn einer Sportbeziehung, die mit kurzen Unterbrüchen 25 Jahre lang gehalten hat. «Ohne nennenswerte Krisen», wie Rafael Stadelmann im Gespräch mit SRF betont.
Keine Selbstverständlichkeit, schliesslich ist man als Zweierteam aufeinander angewiesen, in guten wie in schlechten Zeiten. «Es braucht eine kumpelhafte Freundschaft, damit das funktioniert», sagt Andreas Zaugg. Und es braucht eine Rollenverteilung: Neben dem Feld ist er der Organisator und im Match für den Offensivpart zuständig. Rafael Stadelmann macht den Torhüter, weil Rafi als Bub weniger Angst vor dem Ball gehabt habe. Andreas Zaugg erklärt, dass beim Radball beide Spieler sowohl offensiv wie auch defensiv spielen müssten.
Härter als man meinen könnte
Apropos Ball: Der wiegt beim Radball 600-800 Gramm und ist damit deutlich schwerer als ein Handball oder Fussball. Und er erreicht Geschwindigkeiten bis 100 km/h. Wenn man da die Hand ungeschickt hinhält oder am Kopf getroffen wird, kann das zu schmerzhaften Verletzungen führen. Ausgerenkte Gelenke, Brüche oder Bewusstlosigkeit, ja das komme vor beim Radballsport, sagen die beiden Aargauer.
Der Sport sei über die Jahre deutlich athletischer geworden. «Man muss ganzheitlich trainiert sein, um auf höchstem Niveau mithalten zu können», erklärt Rafael Stadelmann. Entsprechend hoch sei der Aufwand. Sport, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, sei schwierig und setze Grenzen: Um auch internationale Spitze zu sein, bräuchte es mindestens einen Halbprofistatus. Das Radballteam nimmt diesen Schritt nicht mehr auf sich.
Ein würdiger Abschluss
Anstatt diesen einen Zacken zuzulegen, geht das Duo Stadelmann/Zaugg den anderen Weg: «Wir freuen uns darauf, bald schon die Faszination Radball mit einem Bierchen in der Hand als Zuschauer verfolgen zu können», schmunzeln beide. Und klar: Die kumpelhafte Freundschaft habe im Unterschied zur Aktivkarriere kein Verfalldatum.
Am Samstag haben Rafael Stadelmann und Andreas Zaugg beim Finalturnier der NLA-Saison die Bronzemedaille geholt. Ein würdiger Abschluss ihrer beispielhaften Karriere, finden die beiden. Am 4. November bestreiten sie beim Weltcupturnier in Liestal einen allerletzten Ernstkampf, dann ist definitiv Schluss.
Ihrem Verein VC Oftringen wollen beide treu bleiben, in welcher Form auch immer. Schliesslich sei man eine grosse Familie. Und wie ihre beiden Väter, die sie immer stark unterstützt hätten, wollen auch Rafael Stadelmann und Andreas Zaugg in ihren Kindern die Begeisterung für diese vielleicht exotischste aller Sportarten wecken.