- Bio Suisse, der Dachverband der Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, setzt sich für eine ökologische Landwirtschaft ein.
- Da wäre es eigentlich naheliegend, dass der Verband die Initiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» unterstützt.
- Doch ausgerechnet die Delegierten von Bio Suisse sagen Nein zur Trinkwasser-Initiative.
Bio Suisse versammelt unter seinem Dach 7400 Bio-Landwirtschaftsbetriebe. Präsident Urs Brändli hielt an der Delegiertenversammlung zwar einleitend fest: «Die Anliegen, welche die Trinkwasser-Initiative aufnimmt, sind absolut berechtigt: Artensterben, Überdüngung, Rückstände von Pestiziden und Antibiotika-Resistenzen sind wissenschaftliche belegte Fakten.»
Das grosse Aber...
Doch auf dieses grundsätzliche Bekenntnis zum Ziel der Trinkwasser-Initiative folgt das grosse Aber. Die Initiative verlangt, dass der Bund nur noch Landwirtschaftsbetriebe mit Direktzahlungen unterstützen dürfe, die keine Pestizide einsetzen. Das sei der falsche Weg, weshalb bereits der Vorstand von Bio Suisse den Delegierten die Nein-Parole beantragte.
Ohne Direktzahlungen würde eine «Bio-Grünland-Schweiz» entstehen, sagt Brändli: «Das ist ein schöner Gedanke. Falls sich das Konsumverhalten aber nicht entsprechend anpasst, werden die heutigen Bio-Betriebe, welche Milch und Fleisch produzieren, unter existenziellen Druck geraten.»
Ein Nein zur Trinkwasser-Initiative braucht jetzt etwas Mut!
Das ist ein zentrales Nein-Argument. Das andere: Mit der Pestizid-Initiative liege eine zweite Initiative vor, die mit dem allgemeinen Verbot von Pestiziden in der Landwirtschaft zwar sehr weit gehe, aber die Bio-Betriebe eben nicht vor existentielle Probleme stelle. Bio Suisse hat bereits im letzten Herbst die Ja-Parole zur Pestizid-Initiative beschlossen.
Doch der Nein-Antrag des Vorstandes zur Trinkwasser-Initiative wurde im Vorfeld der heutigen Delegiertenversammlung kritisch diskutiert. Weshalb die Delegierten zunächst klären mussten, ob sie überhaupt eine Parole fassen, oder nicht besser Stimmfreigabe beschliessen sollten. Die Befürchtung stand im Raum, dass ein Nein den Verband im nun beginnenden Abstimmungskampf spalten könnte.
So sagte etwa der Delegierte Martin Ott: «Auf all den Podiumsdiskussionen, die es in den nächsten Monaten im Land geben wird, wird sonst die Meinung von Bio Suisse den Leuten um die Ohren gehauen. Wollen wir das wirklich?»
Worauf der Delegierte Christian Bosshard erwiderte: «Ein Nein zur Trinkwasser-Initiative braucht jetzt etwas Mut!» So entschieden die Delegierten zunächst, eine Parole zu fassen und beschlossen dann deutlich mit 73 zu 20 Stimmen die Nein-Parole.
Schlechte Nachricht für Initianten
Für die Trinkwasser-Initiative ist das ein herber Rückschlag: Wenn sogar die Bio-Bauern Nein sagen, dürften Zweifel bei den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern zunehmen. Die Gefahr aus Sicht von Bio Suisse besteht darin, dass darunter auch die Unterstützung für die Pestizid-Initiative leidet.
Und die Herausforderung für Bio Suisse wird sein, diese differenzierte Haltung zu den beiden Landwirtschafts-Initiativen glaubwürdig zu vertreten.