Der Frühling, die Sonne, die milden Temperaturen locken hinaus – in den Garten, auf den Balkon. Die Nachfrage in den Gartencentern oder Blumenläden nach Blumen, Samen, Gewürzen ist gross. Trotzdem sind die Einbussen wegen der Coronakrise teilweise so gross, dass nicht alle wissen, ob sie die Krise überleben werden. Das Gartencenter Aebi Kaderli in Düdingen zum Beispiel kämpft um seine Existenz – vor allem die dazugehörige Baumschule, welche die Pflanzen produziert.
Wir haben schon rund eine Million Franken verloren.
Aebi Kaderli macht normalerweise zwischen März und Mai bis zu 75 Prozent des Jahresumsatzes – derzeit seien es noch 10 Prozent, sagt Marc Aebi, Mitglied der Geschäftsleitung des Gartencenters. Von den 28 Mitarbeitern im Center würden nur 8 arbeiten, die anderen seien mit Kurzarbeit zu Hause. Bei der Baumschule könnten nur 15 von 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten, so Aebi. Über eine Million Franken Verlust hätten das Center und die Baumschule bereits gemacht. Die Situation sei aber paradox, denn das Gartencenter wird überrennt von Online-Bestellungen.
Von den 300 täglichen Bestellungen, könnten sie aber nur bis zu 100 pro Tag verarbeiten. «Das ist ein grosser Frust, denn die Ware ist da», sagt Marc Aebi. Die Mitarbeitenden könnten aber nicht alle Bestellungen auf der grossen Verkaufsfläche rechtzeitig bereitlegen. Wieso können nicht die Leute aus der Kurzarbeit oder Freiwillige aushelfen? «Kassiererinnen, Hilfskräfte oder Studenten haben das Fachwissen nicht.» Es wäre zu aufwendig, sie einzuführen, so Aebi.
Beim Online-Geschäft haben wir noch viel zu lernen.
Er gibt aber zu, dass sie es vorgängig verschlafen hätten, einen soliden Online-Shop aufzubauen. Hinzu komme aber, dass das Hauptgeschäft mit Gartenpflanzen, Rosenstöcken, Sträuchern nicht laufen würde. «Das wollen die Leute anschauen, bevor sie sie kaufen», sagt Marc Aebi. Darum habe er und vor allem sein Bruder, der die Baumschule führt, schlaflose Nächte und manchmal auch Existenzängste. Er hofft, das Gartencenter bald wieder öffnen zu können.
Blumenbörse floriert
Insgesamt rechnet der Gärtnerverband Jardin Suisse, zu dem 100 Grossproduzenten und 600 Dorfgärtnereien gehören, mit einem Verlust von 40 bis 60 Millionen Franken, hiess es in der Sonntagspresse. Die Blumenbörse Bern dagegen konnte ihren Umsatz seit der Coronakrise steigern. Die Börse, die Pflanzen oder Schnittblumen von Schweizer Gärtnern an den Fachhandel weiterverkauft, konnte mehr Kunden anziehen. «Wir verkaufen rund 20 Prozent mehr als vorher», sagt der Geschäftsführer Michael Ettmann.
Import nur eingeschränkt möglich
Die Blumenbörse konnte mehr Kunden aus dem Wallis, der Westschweiz und Jura gewinnen, weil diese ihre Ware normalerweise bei den Händlern direkt einkaufen – in den Niederlanden zum Beispiel. Dies sei derzeit aber nicht möglich. Die Blumenbörse Bern hingegen könne täglich frische Blumen liefern. Auch sie würden zwar etwas weniger Blumen aus dem Ausland erhalten, könnten die grössere Nachfrage aber mit Schweizer Blumen abdecken. Tulpen aus der Schweiz seien zwar etwas teurer, würden aber auch länger halten, so Ettmann.