Am Mittwochmorgen zog ein ungewöhnlicher Demonstrationszug von der Basler Heuwaage an den Barfüsserplatz. Rund 15 Prostituierte, begleitet von einem Betreiber einer Erotikplattform, gingen auf die Strasse, um sich für bessere Bedingungen im Milieu einzusetzen. «Wir fordern bewilligte und sichere Arbeitsplätze», war auf den Transparenten zu lesen.
«Die Stadt muss den Sexarbeiterinnen mehr Wohnungen lassen. Die Mädchen werden sonst in die Illegalität und auf den Strassenstrich getrieben», sagt Sophie aus Frankreich. Sie bietet in Basel erotische Massagen an und möchte sich für eine bessere Situation für die Prostituierten in Basel einsetzen. Es gebe zu wenig Orte, in welchen die Frauen ihre Arbeit in einem geschützten Raum ausüben können, sagt Sophie weiter.
Grundsatzentscheid: Keine Bordelle in Wohnquartieren
Für dieses Problem gibt es eine Erklärung: Seit einem richtungsweisenden Gerichtsentscheid vor fünf Jahren tolerieren die Basler Behörden in Wohnquartieren grundsätzlich keine kommerziellen Bordelle mehr. Das bestätigt André Frauchiger, Sprecher des zuständigen Baudepartements: «Früher war man beim Sexgewerbe toleranter. Das ist heute nicht mehr möglich.» Entsprechend ist es in Basel kaum möglich, in einer Wohnzone legal Sex gegen Geld anzubieten. Für die Prostituierten ist das ein grosses Problem, denn die Nachfrage nach käuflichem Sex in normalen, diskreten Wohnungen sei gross.
Nachfrage nach diskreten Angeboten
Zum schärferen Durchgreifen der Behörden komme noch ein weiteres Problem hinzu. Viele Männer würden heute nicht mehr in ein klassisches Bordell gehen wollen, sondern suchen online nach entsprechenden Angeboten: Auf Vermittlungsplattformen bieten Prostituierte ihre Dienste an - die Freier können direkt Kontakt mit ihnen aufnehmen. Viele Männer würden sich dann lieber an einem diskreten Ort als in einem Bordell treffen. «Ich treffe meine Kunden oft in einer privaten Wohnung», sagt Sophie.
Damit besteht eine wachsende Nachfrage nach einer Sexdienstleistung, die Basel aber nicht mehr toleriert.