Am 10. Februar 2009 donnerte in rund 800 Kilometern Höhe ein aktiver Kommunikationssatellit mit einem ausgedienten Artgenossen zusammen. Der orbitale Crash mit einer Geschwindigkeit von rund 40'000 km/h sorgte Monate später für eine gewaltige Trümmerwolke rund um die Erde.
Für die Wissenschaft keine Überraschung. Denn es wird eng im scheinbar unendlichen Weltraum. Da fliegen Raketenschrott, Trümmerteile und tote Satelliten aus mittlerweile 60 Jahren Weltraumfahrt herum. Rund 800'000 solche Trümmerteile sind identifiziert und es werden immer mehr. Das Risiko für aktive Satelliten oder Raumstationen, davon getroffen zu werden, wird immer grösser.
Denn auch kleinste Bruchstücke haben eine ungeheure Zerstörungskraft. Ein Trümmerteil von einem Zentimeter Durchmesser, also etwa ein halber Zuckerwürfel, habe die Wirkung einer explodierenden Handgranate, so schreiben die Astro-Physiker der Universität Bern.
Vor allem im geostationären Bereich in etwa 36'000 Kilometern Entfernung, zeichnet sich ein Problem ab. Dort stehen die Telefon-, TV- und Wettersatelliten über Jahrzehnte dicht nebeneinander. Kein Platz mehr für Schrott. «Es wäre, als würde einer mitten auf der Autobahn ein altes Auto einfach stehen lassen. Geht ja nicht», sagt Professor Thomas Schildknecht von der Universität Bern.
Die Astronomen der Uni Bern sind Pfadfinder
Das Problem der Raumfahrt ist allerdings die grosse wissenschaftliche Herausforderung für ein Team um Astronomie-Professor Thomas Schildknecht. Sie vermessen von der Sternwarte Zimmerwald in der Nähe von Bern aus die Bahnen der Trümmer und können so aktive Satelliten vor Zusammenstössen warnen. Diese können mittlerweile ausweichen.
«Ja, wir navigieren aktive Satelliten quasi durch den Ghüderhaufen», bestätigt Thomas Schildknecht. «Aber dafür müssen wir den weit verstreuten Ghüder auch genau kennen.»
Denn noch ist der technische Nachweis nicht erbracht, dass man mit einem Roboter zumindest die grösseren Hindernisse im All einfangen und in der Erdatmosphäre verglühen lassen könnte. «Eine technische Lösung gibt es sicher. Aber sie ist extrem teuer.»
Die Universität Bern und ihr Observatorium in Zimmerwald dokumentieren deshalb die Trümmerstücke und deren Weg und stellen diese Informationen den Weltraum-Organisationen aus der ganzen Welt zur Verfügung. Dafür stehen ihnen seit kurzem drei neue Teleskope und zwei neue Kuppeln zur Verfügung.