Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub, so kurz er auch sein möge, ist für das Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» ein erster Schritt in die richtige Richtung in der Gleichstellungspolitik. Das Fernziel bleibe eine Elternzeit, wie es sie etwa in Deutschland gibt, erklärten die Befürworter bei der Eröffnung der Ja-Kampagne.
Angesichts moderner Familienmodelle sei es höchste Zeit, dass die Schweiz einen gesetzlich geregelten Urlaub einführe, sagte Travail-Suisse-Präsident Adrian Wüthrich.
«Familienpolitisches Entwicklungsland»
Der Walliser SP-Nationalrat Mathias Reynard kritisierte, die Schweiz sei das einzige Land in Europa, das keinen Vaterschaftsurlaub und keine Elternzeit kenne. «Die Schweiz ist ein familienpolitisches Entwicklungsland», sagte auch die St. Galler Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher.
Den Vaterschaftsurlaub brauche es für eine faire Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern in Haus- und Erwerbsarbeit, argumentierte die Baselbieter Ständerätin Maya Graf (Grüne).
Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas erklärte: «Die ersten Wochen nach der Geburt sind einmalig und entscheidend für den Beziehungsaufbau zwischen Kind und Eltern.» Vaterschaft in der Schweiz dürfe nicht länger so behandelt werden wie ein Wohnungsumzug. Der Kompromissvorschlag sei pragmatisch und finanzierbar.
Finanzierung wie bei Mutterschaftsurlaub
Eine Volksinitiative wollte ursprünglich einen vierwöchigen Urlaub einführen. Das geänderte Erwerbsersatzgesetz, das am 27. September an die Urne kommt, ist ein vom Parlament verabschiedeter indirekter Gegenvorschlag zum Volksbegehren «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie».
Die Initianten zogen ihr Begehren unter der Bedingung zurück, dass die Gesetzesgrundlage für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub in Kraft tritt.
Das ist deshalb umstritten, weil SVP-Vertreter und Jungfreisinnige das Referendum dagegen ergriffen haben. Sie sehen keinen Grund dafür, dass Väter nach der Geburt eines Kindes bezahlten Urlaub erhalten sollen. Kritisiert werden die «Gratis-Ferien», die alle mit Lohnabzügen finanzieren müssten.
Initiative für Elternzeit in der Pipeline
Gemäss der Abstimmungsvorlage könnten Väter in den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub nehmen. Dieser würde wie der Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 229 Millionen Franken pro Jahr. Dafür sollen 0.06 zusätzliche Lohnprozente je hälftig bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhoben werden.
Das vom Arbeitnehmerverband Travail Suisse angeführte Ja-Komitee zur Vorlage ist breit abgestützt. Es sitzen Vertreter aller grossen Parteien darin.
Bereits gibt es Pläne für eine neue Volksinitiative, die eine längere Elternzeit verlangt, welche die Eltern zu einem Teil frei unter sich aufteilen könnten. Linke hatten sich im Parlament für ein solches Modell ausgesprochen. Dieses stösst auch bei Mitte-Politikern auf Zustimmung. Ob und wann daraus eine Volksinitiative wird, ist aber noch offen.