Die SVP ist die einzige Partei, die das Referendum eines bürgerlichen Komitees gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub unterstützt, den das eidgenössische Parlament im September beschlossen hat. Genauer gesagt: die SVP Schweiz, denn: Eine kantonale SVP-Sektion nach der anderen spricht sich in der Romandie gegen das Referendum aus – und für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Einmal mehr zeichnet sich innerhalb der SVP ein Röstigraben ab.
Es sei einfach nicht mehr zeitgemäss, gegen einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub zu sein, sagt der Präsident der Waadtländer SVP, Kevin Grangier, denn: Auch zu einer traditionellen Familienvorstellung gehörten, dass Mütter arbeiteten und die Rollen ausgeglichener verteilt würden.
Es ist falsch, weil damit verlassen die Westschweizer die Parteilinie.
Ähnlich tönt es bei der SVP in den Kantonen Genf, Neuenburg, Wallis und Freiburg. All diese Kantonalsektionen folgen der Empfehlung der SVP Schweiz nicht, das Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub zu unterstützen.
Darüber ist der Präsident der SVP Schweiz, Albert Rösti, wenig erfreut. «Es ist natürlich falsch, weil damit verlassen sie die Parteilinie», sagt Rösti und ergänzt: «Sie unterstützen ein Element, das höhere Kosten für die Wirtschaft, aber auch für die Arbeitnehmenden verursacht – für ein paar wenige.»
Offener gegenüber progressiver Familienpolitik
Diese Argumente der SVP Schweiz für das Referendum ziehen in den Westschweizer SVP-Sektionen kaum. Nicht nur, weil die Kantone Neuenburg und Waadt bereits einen doppelt so langen – einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub – für ihre Angestellten eingeführt haben. Grangier bestätigt: Man sei auch in der Westschweiz in der SVP offener gegenüber einer progressiven Familienpolitik als in der Deutschschweiz.
Schon bei den eidgenössischen Wahlen hatten mehrere Westschweizer SVP-Sektionen Mühe mit der Klimapolitik der SVP Schweiz. Nun gehen die Meinungen innerhalb der SVP also bereits beim nächsten Thema mehrheitlich auseinander: bei der zweiwöchigen bezahlten Vaterzeit.