Zhang Ting und ihre Tochter Yuxi sind vor dreieinhalb Jahren in die Schweiz ins Liebefeld gezogen. Der Beginn sei hart gewesen, sagt Zhang Ting. «Es war ein Kulturschock. Die Berner sind sehr nett, aber sie sprechen sehr wenig mit Ausländern.» Und Tochter Yuxi kam in den Kindergarten ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Wie viele Chinesen und andere Kinder mit Migrationshintergrund konnte sie sich nicht verständigen.
Die Schule im Liebefeld-Quartier, das Hessgutschulhaus, erhält häufig mitten im Schuljahr von der Gemeinde Köniz eine Mitteilung, dass es Neuzuzüger gebe – nicht nur aus China. Aber es sei schon so, dass es in jeder Klasse einen chinesischen Schüler gebe, sagt Schulleiterin Nicole Zürcher.
Mehr Chinesen, florierendes Geschäft
Seit 2008 hat die chinesische Firma Huawei ihren Schweizer Hauptsitz im Liebefeld. Sie entwickelt Produkte für die Kommunikationstechnik. Und die Zahlen der Gemeinde Köniz, zu dieser das Liebefeld gehört, zeigen, dass die Zahl der gemeldeten chinesischen Staatsangehörigen in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.
Tatsache aber ist: Die Asiaten prägen das Quartier – mit den Schriftzügen an Läden und Restaurants, mit den joggenden Chinesen rund um den Firmensitz von Huawei am Mittag und vielen Asiaten auf der Strasse. Den chinesischen Laden im Quartier freuts.
Tinh Manh Liên, die Besitzerin, hat ihr Sortiment den chinesischen Mitarbeitern von Huawei angepasst. «Die Chinesen empfehlen uns andere Produkte oder Hersteller, damit wir diese in China bestellen.» Und sie tue das gerne, sagt Liên, denn die Chinesen seien sehr gut fürs Geschäft. «Sie kaufen jeden Tag hier ein. Nudeln, Gewürze und Saucen.»
Auch das vietnamesische Restaurant Phu Saigon läuft gut. Vor zweieinhalb Jahren hat es Bûi Hoa eröffnet und hoffte auf Kundschaft der Firma Huawei. Dieser Wunsch habe sich erfüllt, sagt er. «Vor allem am Mittag essen hier viele Chinesen.»
Befristete Verträge
90 Leute arbeiten am Hauptsitz der Firma Huawei im Liebefeld. Wie viele davon Chinesen sind, gibt Huawei nicht bekannt. Durchschnittlich seien es in der Schweiz 18 Prozent, schreibt Huawei. Die chinesischen Mitarbeiter erhalten Verträge zwischen zwei und vier Jahren.
Laut Zhang Ting, deren Mann im höheren Kader bei Huawei Liebefeld ist, erfahren die Mitarbeiter sehr kurzfristig, dass sie innerhalb weniger Tage die Schweiz verlassen müssen. «Das ist sehr hart für uns und natürlich vor allem für unsere Tochter Yuxi. Kinder brauchen ein vertrautes Umfeld und Freunde.»
Aber das sei das Los der Mitarbeiter bei Huawei. Zhang Ting, ihr Mann und Yuxi, waren in den letzten 10 Jahren nicht mehr in China. Ihr Mann arbeitete vorher in Russland und im arabischen Raum. «Wir haben die Wahl, ob wir für Huawei arbeiten wollen oder nicht. Sagen wir ja, dann ist das unser Leben.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)