In den vergangenen Wochen haben sich bei der Opferhilfe beider Basel besonders viele ehemalige Verdingkinder und frühere Zwangsverwahrte gemeldet. «Es war ein regelrechter Run», sagt Thomas Gall von der Opferhilfe beider Basel. 133 Personen hätten sich seit Januar gemeldet - fast gleich viele wie im ganzen letzten Jahr. «Manchmal standen die Leute auch unangemeldet im Büro.»
Grund dafür ist ein Datum: Bis Ende März konnten sich die Opfer melden um ihren Anspruch auf eine staatliche Wiedergutmachung anzumelden. Diese hatte ihnen der Unternehmer Guido Fluri erkämpft. Auch Medien berichteten über Opfer und deren Anspruch auf Geld, so auch das Regionaljournal Basel.
Je nach Person sei es einfach, die Geschichte der Opfer zu rekonstruieren, sagt die Baselbieter Staatsarchivarin Regula Nebiker. Dies treffe aber nicht auf alle zu, auch wenn Akten zu den einzelnen Fällen vorhanden sind. «In den Akten steht ja nicht, 'wir haben das Kind nach Strich und Faden ausgenützt'», sagt Nebiker. Erst wenn man die nüchternen Akten der Behörden mit den Informationen und Erlebnissen der betroffenen Menschen zusammenbringe, könne man die wahre Geschichte der einzelnen Personen rekonstruieren.
Beratungen gehen weiter
Auch wenn die Frist Ende März abgelaufen ist, werde man weiterhin Opfer von so genannten «Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen», dazu gehören Verdingkinder, beraten und ihnen helfen, ihre Geschichte aufzuarbeiten, sagt Thomas Gall von der Opferhilfe.