Mit Pulverdampf und Böllerschüssen startete der Banntag in Liestal frühmorgens. Die vier sogenannten Rotten machten sich nach der Versammlung in der Rathausstrasse auf den Weg ausgerüstet mit Spazierstock, Hut und dem traditionellen «Banntags-Maien» auf dem Hut. Immer am Montag vor Auffahrt wird in Liestal der Bann abgeschritten - Bürger von Liestal und Gäste kontrollieren die Grenzen.
Doch nach wie vor haben Frauen am Banntag nichts zu suchen. Sie dürfen bei den Zwischenpausen lediglich den Apéro bereit stellen. Während in praktisch allen anderen Baselbieter Gemeinden Frauen am Banntag mittlerweile gerne gesehen sind, dürfen auch im Jahr des zweiten Frauenstreiks in Liestal aber auch in Sissach nur Männer mitmarschieren.
Die Bürgergemeinde ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Diese muss sich ans Grundrecht halten.
Nach seiner Einschätzung sei dies ein Verstoss gegen die Bundesverfassung, sagt Markus Schefer, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Uni Basel. Die halte nämlich in Artikel 8 fest, dass Frauen und Männer nicht nur gleich gestellt seien, in diesem Artikel stehe auch ein Diskriminierungsverbot.
Die Bürgergemeinde, die den Banntag organisiert, müsste demnach als öffentliche Institution auch Frauen zulassen. «Die Bürgergemeinde ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Diese muss sich ans Grundrecht halten», hält Schefer fest. Für ihn ist klar, dass die Bürgergemeinde jetzt handeln muss.
«Eine theoretische Frage»
Schefer sieht nur zwei Auswege. Entweder die Männer feiern den Banntag weiterhin ohne Frauen. Dann müssten sie diesen Anlass aber privat durchführen. Die Bürgergemeinde müsste sich zurückziehen. Oder die Bürgergemeinde lässt Frauen zu, organisiert zum Beispiel eine eigene Gruppe, eine so genannte Rotte, extra für Frauen.
In den 1990er-Jahren versuchten schon einmal Frauen am Liestaler Banntag in Liestal mitzumachen. Um eine Konfrontation mit den Männer zu vermeiden, marschierten die Frauen jedoch erst nach den Männern los, später sogar völlig getrennt an einem anderen Tag. Diese fünfte Rotte blieb aber isoliert und löste sich bald wieder auf.
Das ist keine Diskrimierung. Unsere Frauen sind stolz auf den Banntag.
Die Liestaler Männer wollen indes nichts wissen von einer Gleichstellung von Mann und Frau am Banntag. «Das ist keine Diskrimierung. Unsere Frauen sind stolz auf unseren Banntag. Klagen haben wir bislang keine gehört», sagt Bürgerrat Hans Rudolf Schafroth (SVP). «Lasst uns Männern doch diesen Tag. Ein Tag geht es auch mal ohne Frauen», sagt ein andere Banntägler und ein weiterer ergänzt: «Diese Freiheit müssen wir bewahren.»
Auch für die Journalistin von Radio SRF gibt es keine Ausnahme. «Du darfst bis zum ersten Halt mitlaufen», sagt der Rottenchef. Dann ist der Banntag für die Journalistin vorbei.