Schon länger ist klar, dass es beim Bau des Campus in Biel zu Verzögerungen kommt. Die Regierung hat nun einen Bericht anfertigen lassen. Der zeigt: Vieles lief bei der Planung schief. Einst war die Rede, dass der Bau 2022 eröffnet wird. Nun kann frühestens zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau begonnen werden.
Weshalb wurde es teurer?
Vor gut einem Jahr startete der Kanton die Ausschreibung für die Suche eines Totalunternehmens zur Realisierung des Campus. Da alle Offerten deutlich über dem vom Kantonsparlament bewilligten Kostenrahmen lagen, wurde die Ausschreibung abgebrochen.
Der Expertenbericht nennt nun die Gründe für die Überschreitung des Kostenrahmens:
- Hohe Ansprüche ans Gebäude: Die Architektur ist kompliziert, die Räume sollen flexibel nutzbar sein.
- Kostentreibende Projektänderungen: Immer wieder gab es neue Vorgaben, zum Beispiel verlangte das Kantonsparlament, dass mit Holz aus dem Berner Staatswald gebaut wird.
- Enge Termine: Der Terminplan war knapp bemessen, was zu überlappenden Planungen führte.
- Anspruchsvolle Projektorganisation: Der Kanton konnte aufgrund knapper personeller Ressourcen das externe Controlling bezüglich möglicher Terminrisken und Mängel zu wenig eng begleiten.
- Offene Rechtslage: Die Rechtsunsicherheit – etwa die fehlende Baubewilligung und das laufende Enteignungsverfahren – stellte für die offerierenden Unternehmen ein wesentliches Kostenrisiko dar.
- Knappe Kostenziele: Die Kosten wurden von Anfang an zu optimistisch kalkuliert.
- Detaillierte Ausschreibung: Um den engen Terminplan einhalten zu können, wurden in der Ausschreibung zu viele Details festgelegt und damit die Optimierungsspielräume der offerierenden Unternehmen stark eingeschränkt.
Um Kosten zu senken, wird das Projekt jetzt erneut durchleuchtet. Ein Zusatzkredit dürfte nötig werden, sagt der Baudirektor Christoph Neuhaus vor den Medien. Eine konkrete Zahl wollte er jedoch nicht nennen.
Die Verzögerungen in Biel haben auch Auswirkungen auf die Realisierung des Bildungscampus in Burgdorf. Dieser kann erst gebaut werden, wenn die dort angesiedelten Departemente der Berner Fachhochschule nach Biel umgezogen sind. Die Inbetriebnahme des Bildungscampus Burgdorf verzögert sich «im besten Fall», so der Regierungsrat, um drei Jahre.
Baudirektor Christoph Neuhaus ärgert sich: «Es ist aber nicht nur ärgerlich, sondern es tut auch weh.» Und ja, der Kanton sei zu ambitioniert gewesen. «Man legte die Latte so hoch, dass man nicht mehr darüber springen konnte.» Wichtig sei, dass Projekt genau anzuschauen und am Schluss doch noch zu realisieren. Der Campus als solcher stellt Regierungsrat Christoph Neuhaus jedoch nicht infrage.