Viele Eltern können es nicht erwarten, dass ihre Kinder am Montag wieder zur Schule können. Zu kompliziert war der Alltag seit der Schulschliessung. Andere sind in Sorge, dass ihre Kinder den Schulstoff nicht aufholen können. Und Pädagogen befürchten, dass vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien den Anschluss verpassen.
Online-Petition für Halbklassen
Es gibt aber auch Eltern und Lehrpersonen, die mit Sorge auf den kommenden Montag schauen. Zu ihnen gehört Ralph Paul. Er ist Informatiker und Vater von zwei Kindern in Basel, die in die 4. und 6. Klasse gehen. «Es ist wichtig, dass die Kinder wieder zur Schule gehen. Aber es wäre besser gewesen, man hätte die Klassen zweigeteilt, um die Schutzmassnahmen einhalten zu können», sagt Paul. Da Basel-Stadt beschlossen hat, die Klassen nicht zweizuteilen, wird Paul seine Kinder nicht sofort zur Schule schicken. Grund: Die Grosseltern wohnen im gleichen Haus. Er hat zudem eine Online-Petition lanciert, welche Halbklassen verlangt «In der Wissenschaft ist umstritten, ob und wie stark die Kinder das Virus auf Eltern übertragen können. Da wäre es besser gewerden, Halbklassen zu machen, um die Schutzmassnahmen einhalten zu können».
Basel-Stadt kommt nicht auf Entscheid zurück
In einem Interview mit dem Regionaljournal Basel sagt Dieter Baur, Leiter Volksschulen im Erziehungsdepartement, er könne sich nicht vorstellen, dass man den Entscheid umstosse und doch noch Halbklassen einführe. Da bräuchte es mehr Lehrpersonen, da die eine Hälfte vor Ort unterrichtet würde, die andere den Unterricht online abhalten müsste. Er glaubt auch nicht, dass in den Schulzimmern Plexiglaswände aufgestellt werden, um die Virusübertragung zwischen Schülern und Lehrkräften zu reduzieren. Man handle in Basel-Stadt genau nach den Vorgaben des BAG.
Kritik der Lehrerverbände
Jean-Michel Héritier ist Präsident der freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt, dem grössten Berufsverband der Pädagogen in der Stadt. Sein Fazit steht jetzt schon fest: «Wir werden den 2-Meter-Abstand zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern nicht einhalten können, so, wie es das BAG verlangt. Die Klassenzimmer sind zu klein dafür. Es gibt auch nicht genug Lavabos in gewissen Schulhäusern und es fehlen Plexiglaswände, um die Lehrer von den Schülerinnen und Schülern trennen zu können und es gibt nicht genug Desinfektionsmittel, um die Oberflächen regelmässig reinigen zu können». Die Schulsynode habe daher angeregt, während der ersten Wochen auf Halbklassen zu setzen. Man habe die Schulsynode angehört, aber anders entschieden, sagt Héritier.
Umsetzung der Schutzmassnahmen ist Pflicht
Ähnlich tönt es im Baselbiet. Auch dort könne man die Schutzmassnahmen nicht umsetzen, da die Klassenzimmer zu klein seien und es an Lavabos mangle, sagt Roger von Wartburg, Präsident des Lehrerinnen und Lehrerverbandes Baselland und erinnert daran, «dass die Umsetzung der Schutzmassnahmen Pflicht» seien. Wo das nicht möglich sei, müssten Lösungen gefunden werden.
Privatschule geht voran
Pascal Ryf (CVP) ist Präsident der Bildungskommission im Baselbieter Landrat. Ihm sind die Probleme bekannt. An seiner eigenen, privaten Schule hat er die Vorgaben erfüllt. «Wir starten nicht gleich im Vollbetrieb.» So sei es möglich, die Bundesvorgaben zu erfüllen.
Die Schulen in der Stadt und auf dem Land haben noch vier Tage Zeit, diese umzusetzen.