Die Planung der Spitalkapazitäten ist derzeit schwierig. Niemand weiss, wie viele Corona-Patientinnen und -Patienten in den kommenden Tagen und Wochen Spitalpflege brauchen werden. Der Berner Gesundheitsdirektor erklärt im Gespräch, wie der Kanton vorgeht.
SRF News: Wie schwierig ist für Sie die Steuerung des Gesundheitswesens, wenn man nicht weiss, ob die Zahl der Corona-Fälle zunimmt, gleich bleibt oder gar sinkt?
Pierre Alain Schnegg: Unser Auftrag ist es, uns auf das Schlimmstmögliche vorzubereiten. Das tun wir im Moment. Unsere Spitäler sind halb leer, weil wir keine Behandlungen mehr machen, die nicht zwingend nötig sind. Wir haben die Intensivpflege-Plätze erhöht und versuchen auch noch, weitere Beatmungsstationen einzurichten.
Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor, das kommen kann.
Am Ende der Krise möchte ich lieber zum Fazit kommen, dass wir zu viel gemacht haben, als zu wenig.
Die Spitäler haben sich also vorbereitet – nun haben die Angestellten nichts zu tun?
Das stimmt für manche Angestellte in gewissen Spitälern. Andererseits war das Aufstocken der Kapazitäten ein grosser Aufwand. Zudem machen wir zahlreiche Weiterbildungen, damit die Leute fit sind, wenn die Corona-Welle in die Spitäler kommt.
Wie lange lässt sich dieses Dispositiv aufrecht halten, dieses «Gewehr bei Fuss»?
Solange wir die Spitze der Welle nicht erreicht haben, müssen wir das beibehalten. Das kann noch mehrere Wochen dauern.
Ab wann würden Sie sagen, jetzt können wir die Kapazitäten wieder ein wenig zurückfahren?
Wir brauchen mindestens zwei bis drei Wochen, in denen sich zeigt, dass die Fallzahlen in der Schweiz zurückgehen. Dass es schweizweit weniger Spitalbetten braucht. Das wird sicher ein paar Wochen dauern.
Darf man die Frage stellen, wie viel die Corona-Krise kosten darf? Oder ist die Frage aus Ihrer Sicht deplatziert?
Aus meiner Sicht ist die oberste Priorität die Gesundheit der Bevölkerung. Wir haben die Chance, in einem Land zu leben, das sich das leisten kann. Das wird leider nicht überall auf der Welt so sein. Wir haben die Mittel, unserer Bevölkerung diese Sicherheit zur Verfügung zu stellen.
Wir leben in einem Land, das sich das leisten kann.
Ich glaube, ob die Corona-Krise in der Schweiz ein paar hundert Millionen oder ein paar Milliarden Franken kosten wird, ist nicht das Wichtigste.
Das Gespräch führte Christian Liechti.