Drei Branchenverbände haben sich zusammengetan und gemeinsam ein 64-seitiges Schutzkonzept für die Theater-, Konzert- und Veranstaltungsbetreiber erarbeitet. Damit hoffen sie, am 8. Juni ihre Konzert- und Theatersäle wieder aufmachen zu dürfen. Vorausgesetzt der Bundesrat hebt bis dann das Versammlungsverbot von mehr als fünf Personen auf. Am Schutzkonzept haben sich auch das Sinfonieorchester und das Theater Basel beteiligt.
Besonders wichtig für die beiden Kulturinstitutionen ist, dass der Bundesrat den Sicherheitsabstand von zwei Metern für die Besucherinnen und Besucher aufhebt. Schliesslich sei der Besuch eines klassischen Konzerts oder Theaters nicht vergleichbar mit einem Rockkonzert. «Die Besucher sitzen auf nummerierten Plätzen, schauen alle in eine Richtung und unterhalten sich, wenn überhaupt, nur sehr leise miteinander», argumentiert die kaufmännische Direktorin des Theater Basels Henriette Götz.
Möglichst volle Publikumsränge
Sollte der Bundesrat auf den bisherigen Abstandsregeln beharren, so läge die Publikumsauslastung unter 50 Prozent und der Betrieb sei kaum rentabel, heisst es im Schutzkonzept. «Wir streben 400 Gäste an», sagt Götz, «mit einem Zwei-Meter-Sicherheitsabstand hätten wir unmöglich Platz für alle».
Neben dem Publikum berücksichtigt das Schutzkonzept auch die Schauspielerinnen und Musiker auf der Bühne. Auch sie müssen grundsätzlich zwei Meter Abstand zueinander haben. Szenen, in denen dies nicht möglich ist, sollen auf kurze Dauer beschränkt werden. Und Orchestermusiker sollen so weit wie möglich voneinander entfernt sitzen.
Weniger infektiös als angenommen
In der Vergangenheit wurde diskutiert, ob dieser Abstand von zwei Metern zwischen den Künstlern ausreiche. Denn es wurde angenommen, dass beim Musizieren, Singen und laut Reden mehr Aerosole - Feuchtigkeitströpfchen, die das Coronavirus übertragen könnten - ausgestossen würden. Deshalb haben die Branchenverbände dies extra im Sinfonieorchester und Theater Basel untersuchen lassen.
Die Resultate waren für die Beteiligten erfreulich. Die als Virenschleudern verdächtigten Blasinstrumente bremsen den Luftstrom sogar ab, sodass weniger Aerosole am Ende rauskommen als beim Reden. «Einzige Ausnahme ist die Querflöte. Hier bläst ein Teil des Luftstroms über das Mundstück hinweg und gelangt nicht in die Flöte», sagt der Direktor des Sinfonieorchesters Franziskus Theurillat. Womöglich müsste man die anderen Musiker mit einer Plexiglasscheibe vor der Querflöte schützen.
Corona-Saison wird anders sein
Ausserdem erwies sich auch das Singen nicht als problematisch. «Der Ton an sich stösst nicht mehr Aerosol aus», sagt Götz. Problematisch werde es allerdings, wenn Sänger und Schauspielerinnen eine feuchte Aussprache hätten, sprich beim Singen und Reden spucken würden. In solchen Fällen müssten die Künstler mehr Abstand halten.
Beide Kulturinstitutionen müssen jedoch für die nächste Saison Abstriche machen, auch wenn der Bundesrat das Schutzkonzept in dieser Form akzeptieren würde. Grosse Orchestersinfonien mit einer Beteiligung von 100 Musikerinnen und mehr werden nicht möglich sein. Das Gleiche gilt für grosse Operninszenierungen mit Beteiligung von Chor und Orchester.