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Vorsorge vor Hochwasser Künstlicher Abfluss für den Gletschersee Faverges

Das plötzliche Auslaufen des Gletschersees im Sommer soll verhindert werden: Mit Gräben und Mikrotunneln.

«Auf dem Gletscher Plaine Morte wird ein Kanal eingerichtet, eine Verbindung zwischen dem Faverges-See und einer grossen Gletschermühle», erklärt Peter Zeller von der Schwellenkorporation Lenk. So soll verhindert werden, dass der Gletschersee Faverges in den Berner Alpen im kommenden Sommer erneut eine kritische Hochwasserlage im Simmental verursacht.

Gletscher mit zwei kleinen Seen
Legende: Grafik: Im Hintergrund ist der Faverges-See, im Vordergrund die Gletschermühle. Dazwischen wird eine Verbindung gebaut. zvg/Schwellenkorporation Lenk

Experten haben diese Lösung gefunden, die das Entwässerungssystem reaktiviert. 1300 Laufmeter lang wird der künstliche Kanal, sagt Peter Zeller. Davon 500 Meter im «offenen Grabensystem» und 800 Meter in Form von Mikrotunneln mit 40 Zentimetern Durchmesser.

Das ist das, was wir in kurzer Zeit tun können.
Autor: Peter Zeller Präsident der Schwellenkorporation Lenk

Eine Garantie gibt es laut Zeller nicht, dass mit diesen Massnahmen keine Hochwasser mehr entstehen wegen plötzlich auslaufender grosser Wassermengen. Man habe aber «die ganz grossen Spezialisten der Glaziologie beigezogen». Die jetzt beschlossenen Massnahmen seien das, was man in kurzer Zeit umsetzen könne.

Bereits am kommenden Montag beginnen Arbeiten, Mitte Juni sollen sie vollendet sein. Sie kosten rund zwei Millionen Franken.

Campingplatz evakuiert

Auf der Plaine Morte im Grenzgebiet der Kantone Bern und Wallis gibt es mehrere Gletscherseen, die sich mit Schmelzwasser füllen und im Hochsommer auslaufen. Überwachungsanlagen lösen Alarm aus, wenn grosse Mengen Wasser zu erwarten sind, so wie im Juli 2018. Die Simme und der Trübbach führten darauf Hochwasser.

Ein Campingplatz und ein Restaurant wurden vorsorglich evakuiert. Rund 100 Personen mussten eine Nacht in Notunterkünften verbringen. Verletzt wurde niemand.

Das Wallis könnte das Wasser brauchen

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Der aktuelle Eingriff gilt als Notmassnahme – die Fachleute erwarten für den kommenden Sommer einen ähnlichen Ausbruch wie 2018. Mittelfristig stehen verschiedene Massnahmen im Raum.

Als nicht rasch realisierbar erwies sich der Plan, das Wasser in Richtung Wallis abzupumpen. Die Walliser wären am Wasser interessiert – im Winter für Beschneiungen, im Sommer für Bewässerungen. Auch für die Stromproduktion wäre das Wasser wertvoll.

Das Projekt musste aber sistiert werden, wie die Schwellenkorporation am Mittwoch mitteilte. Zur Begründung verwies sie auf die schwierigen Bedingungen zur Verlegung der Stromleitung bis zu den Pump-Aggregaten.

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