In den Nationalratswahlen mussten die Grünen und die SP Federn lassen. Anders präsentiert sich die Situation beim zweiten Ständeratswahlgang in den Kantonen Waadt und Genf am kommenden Sonntag: Die beiden linken Parteien werden ihre je zwei Sitze wohl halten.
Denn ihre bürgerlichen Herausforderer haben sich nicht zu einer gemeinsamen Kampagne durchringen können – sehr zum Missfallen von Blaise Matthey, Direktor des Arbeitgeberverbandes in der Romandie. Natürlich gebe es bei den Bürgerlichen Differenzen. «Aber die gibt es bei den Linken auch, und trotzdem treten sie geschlossen an.» Die Rechten seien einfach nicht erwachsen genug, um gemeinsam zu kämpfen, sagt Matthey.
Einer der kritisierten Kandidaten ist Benoît Genecand, der für die Genfer FDP in den Ständerat will. Er übt sich in Schadensbegrenzung. Er behaupte nicht, dass sich der Alleingang auszahlen werde, sagt Genecand. «Aber jetzt soll man bitte den Wahltag abwarten.»
SVP-Kandidat Yves Nidegger hingegen reibt Salz in die Wunde. «Leider verlieren die anderen Parteien lieber Wahlen, als sich zu verbünden.»
Die Unterschiede zwischen der SVP und der FDP seien in der Romandie grösser als in der Deutschschweiz, erklärt der Genfer Politologe Pascal Sciarini. «Die inhaltlichen Differenzen zwischen der isolationistischen, autoritären Rechten und der liberalen, progressiven Rechten erschweren die Zusammenarbeit.»
In den letzten Monaten vertiefte sich dieser Graben. Seit dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative der SVP grenzt sich die FDP in der Romandie bei jeder Gelegenheit von dieser ab. «Diese Strategie zahlte sich für die FDP bei den Nationalratswahlen aus», bilanziert Sciarini. In der Romandie legte die FDP deutlich zu.
Weil aber die SVP darauf beharrt, dass sie national die stärkste Partei sei und sie deshalb den Ton angeben dürfe, bleibt die Rechte in der Westschweiz gespalten – auch wenn alle wissen, dass davon am Wahltag die linken Parteien profitieren.