Erstmals ist bei den Nationalratswahlen 2011 der Frauenanteil in der grossen Kammer nicht gestiegen. Nach den Wahlen waren 57 Frauen vertreten – genau gleich viele wie nach den Wahlen 2007.
Eine Ursache für die Stagnation ist im Rückgang der Kandidaturen von Politikerinnen zu finden. 2007 waren 35,2 Prozent der Kandidierenden Frauen. Vier Jahre später sank der Anteil auf 32,7 Prozent.
Der Berner Politologe Werner Seitz erklärte 2011 den stagnierenden Frauenanteil unter anderem mit den Sitzverlusten bei den Grünen. «Die grüne Lokomotive lahmt», sagte er. Bei den Grünen stellten nach den Nationalratswahlen 2011 die Frauen nicht mehr die Mehrheit. 6 Frauen und 8 Männer schickten sie in die grosse Kammer.
Bundesratsbesetzung «schuld» an stagnierendem Frauenanteil
Dass der Frauenanteil stagniere, habe auch damit zusammen gehangen, dass die Geschlechterfrage in der Öffentlichkeit im Vorfeld der Wahlen kaum ein Thema gewesen sei, erklärte Seitz. Angesichts der Frauenmehrheit im Bundesrat sei es schwierig gewesen, die Untervertretung der Frauen zu einem Thema zu machen.
Nach der Einführung des Frauenstimmrechts kandidierten von Wahl zu Wahl immer mehr Frauen für einen Nationalratssitz.
Der Anteil der Kandidatinnen lag 1971 bei 15,8 Prozent und stieg kontinuierlich auf über 35 Prozent im Jahr 2007. Mit einer Delle 1999, als der Frauenanteil im Vergleich zu 1995 um 0,3 Prozentpunkte sank.