Die Mitteparteien in Biel witterten ihre Chance, sich erstmals einen Sitz in der Stadtregierung zu sichern. Der Moment schien günstig: Mit Barbara Schwickert (Grüne) und Cédric Némitz (PSR) traten gleich zwei Gemeinderatsmitglieder aus dem rot-grünen Lager nicht mehr zur Wahl an. Die Linke musste also zwei Sitze verteidigen und konnte dabei nicht auf den Bisherigen-Bonus setzen. Diese Situation wollten die Mitteparteien nutzen und traten erstmals mit einer eigenen Liste zur Wahl an.
Man zeigte sich kämpferisch und optimistisch. Der Wahlkampfleiter der Mitteliste sagte bei der Präsentation der Kandidierenden, dass er die Chance, ein Regierungssitz zu ergattern, bei «60 bis 70 Prozent» sehe. Klar, im Wahlkampf wird mit der grossen Kelle angerührt. Dass dies jedoch utopisch war, zeigte sich am Wahlsonntag.
Die Mitte hatte keine Chance
Die Mitteliste, angeführt von Spitzenkandidatin Sandra Gurtner-Oesch (GLP), verfehlte das gesteckte Ziel deutlich. Die Mitteliste erhielt lediglich 9 Prozent der Wählerstimmen. Für einen Sitz im Bieler Gemeinderat wären rund 17 Prozent nötig gewesen. Wieder auf dem Boden der Realität räumte die unterlegene Gurtner-Oesch ein, sie habe nicht mehr an ihre Wahl geglaubt.
Dass sie aber lediglich 9 Prozent Wähleranteil holten, überraschte sie dann doch. «Das ist schon sehr tief. Da müssen wir genau hinschauen, was da nicht funktionierte in dieser Zusammensetzung», sagte Sandra Gurtner-Oesch und kritisiert damit ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf der Mitteliste.
Tatsächlich machten einige der anderen Kandidierenden auf der Mitteliste keinen Hehl daraus, dass sie selbst gar nicht unbedingt in die Regierung gewählt werden wollen und das es vor allem um die Unterstützung ihrer Spitzenkandidatin Gurtner-Oesch ging. Allein sich auf die Liste setzen zu lassen, reicht aber nicht aus, um Stimmen zu sammeln.
Biel bleibt links
Aber auch mit engagierten Kandidierenden wäre es kaum gelungen, die rot-grüne Mehrheit in Biel zu brechen. Das zeigt auch einen Blick auf die Resultate im Stadtparlament. Dort konnten die linken Parteien zulegen. Mit insgesamt 32 Sitzen haben die Linken künftig die Mehrheit im Stadtrat. Zulegen konnten Grüne (+2), Juso (+1), Passerelle (+1) und PdA (+1) während die SP zwei Sitze einbüsste. Der Sitzgewinn auf der linken Seite ging auf Kosten der Bürgerlichen. Diese kommen noch auf 20 Sitze. Einbüssen musste die SVP (-1) und die FDP (-2). Biel tickt weiterhin links.