Die Nervosität im Live-Gespräch ist spürbar: Hansjörg Knecht spricht langsam, macht Pausen, sucht manchmal nach Worten. Da spricht nicht der mit allen Wassern gewaschene Politprofi, sondern ein Nationalrat der SVP, der nicht mit lauten oder vielen Voten auffällt.
Vielleicht trifft der Ausdruck «Hinterbänkler» auf Hansjörg Knecht zu. Und trotzdem tritt er für die SVP Aargau an, um den vor vier Jahren verlorenen Sitz im Ständerat zurückzuholen.
Damals kandidierte Ulrich Giezendanner, normalerweise ein «Polteri». Im Wahlkampf frass Giezendanner aber Kreide, trat sanftmütig an – und scheiterte grandios.
Hansjörg Knecht kommt anders daher. Er will im Wahlkampf der gleiche sein wie sonst auch. Eben lieber still als polterig, lieber Knecht als König. Ob die Rechnung aufgeht? Sein politischer Schwerpunkt wird schnell klar im Gespräch mit Radio SRF: Für die Wirtschaft will er sich einsetzen.
Ich will etwas bewirken können. Dazu hat man im Ständerat viel mehr Möglichkeiten.
Hansjörg Knecht ist Geschäftsführer und Mitinhaber der Knecht Mühle in Leibstadt. Über viel zu viel Bürokratie beklagt er sich. Ein Mitarbeiter sei den ganzen Tag beschäftigt mit Bürokram.
Gegen «Bern» fährt Knecht ziemlich grobes Geschütz auf. Dort gebe es zu viele Könige, zu viele Politiker und Beamte, die Volksentscheide nicht ernst nehmen, diese verschleppen würden. Er wäre nicht so. «Ich bin Sachpolitiker.»
Kein Zugang für Lobbyisten
Hansjörg Knecht könnte zwei Personen Zugang verschaffen zum Bundeshaus. Aber er verzichtet auf dieses Privileg. Lobbyisten im Bundeshaus sind ihm suspekt. Auch hier ist ihm die Unabhängigkeit wichtig.
Allerdings: Nach einem Ranking der «Tagesschau» ist Knecht der linientreuste SVP-Politiker im Nationalrat. Im Gespräch hört man von ihm denn auch die bekannten Argumente der SVP. Zum Beispiel beim Thema Asylwesen. Knechts Rezept gegen den Ansturm von Asylbewerbern: Strikte Kontrollen an der Grenze, um «echte» von Wirtschaftsflüchtlingen zu unterscheiden. Bei der Nachfrage, wie diese Kontrollen denn genau ablaufen würden, weicht Knecht aber aus.
Die Atomenergie hat Zukunft
Was hat er erreicht, in seinen bisher vier Jahren als Nationalrat? Hansjörg Knecht spricht sofort die Energiewende an. Dagegen habe er sich mit vielen Vorstössen gewehrt.
Die Energiewende führt in die Sackgasse. Sie gefährdet die Versorgungsicherheit.
Aus der Atomenergie auszusteigen, findet Hansjörg Knecht falsch. Und auch die Forschung für die Atomkraft dürfe man nicht verbieten. Man verbaue sich damit die Chance, in Zukunft die Atomenergie vielleicht einmal besser nutzen zu können.
Was ihn umtreibt ist die Sorge um die Sicherheit der Stromversorgung. Was, wenn die Sonne nicht scheint? Was, wenn der Wind nicht bläst? «Dann brauchen wir die Atomenergie.»
Im Kleinen hat aber auch Hansjörg Knecht die Energiewende schon ein bisschen vollzogen. Auf seinem Wohnhaus in Leibstadt hat er eine Solaranlage zur Erzeugung von warmem Wasser installiert.