Pascale Bruderer hat eine rasante Politkarriere hingelegt. Mit ihren 38 Jahren hat sie bereits ein Jahrzehnt im Nationalrat gesessen und nun schon eine erste Legislatur im Ständerat politisiert.
Die Mutter von zwei kleinen Kindern wurde vor vier Jahren mit einem Glanzresultat ins Stöckli gewählt auch weil sie keine typische SP-Politikerin ist. Ihr Smartvote-Profil zeigt klar, dass sie sich politisch eher in der Mitte einordnet. Dadurch wurde sie auch für viele Bürgerliche wählbar.
Im Ständerat vertritt man nicht primär Partei- sondern Kantonsinteressen.
Im Live-Gespräch im Regionalstudio Aarau sagt Bruderer deutlich, dass sie als Ständerätin manchmal halt anders denken und entscheiden müsse als andere Sozialdemokraten. Dies habe sie aber auch schon früher im Einwohnerrat Baden und im Grossen Rat des Aargaus getan. Und das sei in der SP auch kein Problem.
Die Sozialdemokraten seien eine breite Partei, die andere Interessen und die offene Auseinandersetzung zuliessen, betont die Ständerätin. Trotz ab und zu abweichender Haltung fühle sie sich in der SP aber sehr gut aufgehoben:
Ich identifiziere mich klar mit den Werten meiner Partei.
Anders als die SP hat Bruderer beispielsweise einen (teilweisen) Ausbau der Autobahn A1 im Aargau befürwortet und hat für einen Ausbau des Nadelöhrs zwischen Aarau Ost und dem Birrfeld votiert. Im Ständerat hat sie zudem, anders als die meisten SP-Vertreter, gegen die SP-Initiative zur Erbschaftssteuerreform gestimmt.
Einsatz für die Gleichbehandlung
Politisch setzt sich Bruderer immer wieder für Menschen mit einer Behinderung ein. Als Präsidentin von Integration Handicap sei dies auch ihre Aufgabe. Sie sei mit Menschen mit einer Behinderung aufgewachsen und finde es deshalb wichtig, auch diesen Menschen eine Stimme zu geben, erklärt die Nussbaumerin.
Ich möchte Politik nicht nur für Menschen mit Behinderung machen, sondern mit ihnen.
Die diversen Vorstösse in den letzten vier Jahren im Ständerat zeigen jedoch, dass sie sich auch für viele andere Dinge einsetzt.
Auch die grossen Themen im Auge
Bruderer fand zum Beispiel auch eine Mehrheit für einen Vorstoss zum Tierschutz. Es ging dabei darum, die Einfuhr und den Verkauf von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten zu verhindern. Ein weiteres von ihr eingebrachtes Anliegen betraf die Transparenz in Bezug auf die Kostenentwicklung und die Beauftragung privater Firmen im Bereich der Sozialhilfe.
Daneben bezieht die Ständerätin aber auch Position zu grossen politischen Themen wie dem Verhältnis zur EU oder der Energiestrategie. «Die Bilateralen sind extrem wichtig, ohne sie gäbe es nur den Weg in die EU», sagt sie, fügt aber an, dass der bilaterale Weg aktuell sicher ihr Favorit sei.
Die Energiestrategie des Bundes verteidigt sie vehement. Es sei der richtige Zeitpunkt, um die Energieversorgung zu überarbeiten. Dennoch dürfe man nichts überstürzen:
Ich bin für den Atomausstieg, aber schrittweise.
Man dürfe bei der Abschaltung von AKW nichts überstürzen und sollte auch nicht rein politisch entscheiden, sondern die Sicherheit der Anlagen als Massstab nehmen.
Unter anderem wegen solcher ausgeglichener Voten dürfte Pascale Bruderer auch in Zukunft den Kanton Aargau im Ständerat vertreten. Wen sie sich als Nachfolgerin von Christine Egerszegi wünscht, lässt sie offen.
Hauptsache, wir können gut zusammenarbeiten und den Aargau mit einer einheitlichen Stimme vertreten.