Damit haben viele Beobachter nicht gerechnet: Ruth Humbel tritt nochmals bei den Ständeratswahlen an. Eine einfache Aufgabe wird dies nicht. Immerhin lag sie im ersten Wahlgang klar abgeschlagen mit 30‘000 Stimmen hinter den Kandidaten der FDP und der SVP.
Für Linke wählbar
Trotzdem glauben Ruth Humbel und ihre Partei an einen Erfolg. Die Parteiversammlung in Berikon nominierte Humbel ohne Gegenstimme. Humbel selbst meint, dass viele Wähler nicht nur zwei Kandidaten am rechten Parteispektrum möchten, sondern auch jemanden von Mitte-Links. Oder anders gesagt, eine Kandidatin, welche links von Hansjörg Knecht (SVP) und Philipp Müller (FDP) steht.
Allerdings ist auch Ruth Humbel eine klar bürgerliche Politikerin. Trotzdem findet Humbel, dass sie im Vergleich zu Knecht und Müller für linke Wähler wählbarer sei. So stehe sie etwa für eine konstruktive, zukunftsgerichtete Sozialpolitik.
Parteien halten sich bedeckt
Die SP und die Grünen wollten sich gestern Nachmittag noch nicht festlegen, ob sie eine Kandidatur von Ruth Humbel unterstützen.
Die Grünen sind in dieser Frage gespalten, hiess es auch Anfrage von Radio SRF. Die einen wollen Ruth Humbel auf keinen Fall unterstützen. Für die anderen Grünen wäre die CVP-Nationalrätin wohl einfach das kleinere Übel als die beiden anderen bürgerlichen Kandidaten. Ob die eigene Grüne Kandidatin Irène Kälin noch einmal antritt, und ob die Partei eine Wahlempfehlung abgibt, entscheidet sich am 26. Oktober an der Delegiertenversammlung.
Neben den Grünen haben auch die GLP und EVP noch nicht bekannt gegeben, ob sie im zweiten Wahlgang noch einmal antreten mit ihren Kandidaten. Einzig die BDP hat bereits ihren Verzicht erklärt.
Wahlhilfe für die SVP?
Insofern ist zurzeit noch unklar, wer Ruth Humbel wirklich auch unterstützt (ausser natürlich die CVP). Generell ist fraglich, ob Humbel linke Wähler wirklich mobilisieren kann. Die Kandidatur von Humbel könnte zudem noch eine ganz andere Auswirkung haben.
So könnten sich die Stimmen der bürgerlichen Wähler, abseits der SVP, auf Humbel und Müller verteilen. Dies wiederum könnte Müller die Wahl kosten. Dies befürchtet etwa der FDP-Präsident Matthias Jauslin. Lachender Dritter wäre dann Hansjörg Knecht, SVP.