Fünf Tessiner Ständeratskandidaten treten für den zweiten Wahlgang im Tessin an. Im ersten Wahlgang erreichte niemand das absolute Mehr. Die beiden Bisherigen Filippo Lombardi (CVP) und Fabio Abate (FDP) sollten die besten Chancen auf eine Wiederwahl haben, obwohl sie vom Lega-Kandidaten Battista Ghiggia eng verfolgt werden.
Die Stimmberechtigten stehen aber immer noch vor einer grossen Auswahl. Zu den drei meistgenannten Favoriten gesellen sich die Kandidaten der SP und der Grünen. Die beiden Parteien konnten sich im zweiten Wahlgang nicht einigen und treten getrennt mit Roberto Malacrida (SP) und Sergio Savoia (Grüne) an.
Klare Verhältnisse im Tessin?
Zuletzt meldete sich Savoia zum zweiten Wahlgang an. Er wolle den Wählern die Möglichkeit geben, eine Person nach Bern zu senden, die sich für die konsequente Umsetzung der SVP- Einwanderungsinitiative einsetze, schrieb Savoia in seinem Blog.
Die Ausgangslage scheint somit klar: Die beiden Bisherigen werden wohl wiedergewählt. Dies sieht auch SRF-Tessin-Korrespondent Daniel Schäfer so. Lombardi werde mit höchster Wahrscheinlichkeit gewählt und falls Abate abgewählt werde, dann wäre das im Kanton Tessin historisch. «Seit 1848 war die FDP jeweils immer im Ständerat vertreten», sagt Schäfer.
Hilfe von Lega-Mann zu Lega-Mann
Im ersten Wahlgang hatte Abate einen Vorsprung von gut 4000 Stimmen vor demLega-Mann Battista Ghiggia. Dies sollte auch für den zweiten Wahlgang reichen, ist Schäfer überzeugt: «Die bürgerlichen Wähler werden die Bisherigen auf den Wahlzettel schreiben und Links-Wähler werden auch dieses Duo wählen, damit sie den Lega-Politiker Ghiggia verhindern können.»
Dennoch: Ghiggia ist in Lauerstellung und er zeigt sich zuversichtlich. Er glaube, dass er Chancen auf den Sitz von Abate habe, sagte der Lega-Politiker. Deshalb kandidiere er erneut. Hilfestellung könnte ihm ein anderer Lega-Mann leisten. Der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi ist zurzeit als Nachfolger von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Gespräch. Er wurde von der SVP Tessin als Lega-Mitglied für die Bundesratswahl nominiert. Gobbi könnte Ghiggias Kandidatur fürs Stöckli Auftrieb geben. «Das könnte ihm ein wenig Schub verleihen», meint auch Schäfer.
Der Wahlkampf für die zweite Runde ist laut dem Tessin-Korrespondenten sehr lau vonstattengegangen. «Bern interessiert hier zurzeit weniger», erklärt Daniel Schäfer weiter. Komme hinzu, dass es bereits der dritte Wahlkampf ist, der in der Sonnenstube der Schweiz geführt wird. Nach den kantonalen und nationalen Wahlen herrscht in den Kassen der Parteien langsam Ebbe. «Vom Budget her ist es heftig», so Schäfer. Daher sei von diesem dritten Wahlkampf in diesem Jahr wenig zu vernehmen gewesen.
Lombardis Eskapaden haben keinen Einfluss
Interessant ist nun auch, dass Lombardi wohl mit einem Glanzresultat gewählt wird. Sind denn seine Eskapaden – Alkohol am Steuer und Rasen – im Tessin vergessen? Nein, meint Daniel Schäfer. Die Tessiner wissen noch davon, doch das sei Vergangenheit. «Das Tessin ist sehr katholisch und geht mit einer barocken Herangehensweise an die Sache», erklärt Schäfer. Hier reiche eine Entschuldigung und danach sei es O.K.
Wie auch immer: Der zweite Wahlgang im Tessin scheint entschieden. Alles andere wäre eine historische Überraschung.