Die Enttäuschung ist gross bei den Initianten. Urs Gsell, Förster und Präsident des Initiativkomitees gibt unumwunden zu: «Damit haben wir nicht gerechnet». Fast 65 Prozent der Aargauer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben ein Nein in die Urne gelegt und die Initiative «JA für euse Wald» abgelehnt.
Die Probleme seien damit nicht gelöst, betont Urs Gsell. Als Förster denke er langfristig, für die nächsten Generationen. Den Wald finanziell zu tragen, das werde immer schwieriger. Immer mehr Menschen nutzen den Wald als Freizeitraum, gleichzeitig sorgt der Klimawandel für Probleme. Der Holzverkauf rentiert kaum, die Kosten für den Unterhalt zum Beispiel von Waldwegen steigen.
Probleme sind nicht gelöst
Das stelle Waldbesitzer und Forstbetriebe in Zukunft vor finanzielle Probleme, so Gsell. Forstbetriebe, Ortsbürgergemeinden und die Holzwirtschaft wollten deshalb 25 Franken pro Einwohner des Kantons. Heute bezahlt dieser rund 5 Millionen Franken an die Waldbesitzer – künftig hätten es 16 Millionen sein sollen pro Jahr.
Wir haben eine mögliche Lösung präsentiert. Sie wurde abgelehnt.
«Wir haben die Probleme kommen sehen, haben eine mögliche Lösung präsentiert. Diese wurde nun aber deutlich abgelehnt.» Eine Erklärung habe er nicht, sagt Gsell. «Es ging natürlich um Geld. Aber ich will nicht behaupten, dass es dem Stimmvolk nur um Geld geht.»
Vielleicht denke man einfach zu kurzfristig. «Ich habe manchmal das Gefühl, wir investieren lieber in die Entsorgung von Altlasten als in die Zukunft», sagt der hörbar frustrierte Mitinitiant.
Deutlichkeit überrascht
Initianten und Gegner der Initiative sind sich einig: Das Resultat ist in dieser Deutlichkeit überraschend. «Ich habe ein knappes Resultat erwartet», sagt der zuständige Baudirektor Stephan Attiger. Bis vor einigen Wochen habe er sogar eher mit einem Ja gerechnet.
Auch Janine Glarner, FDP-Grossrätin und Co-Präsidentin des Gegenkomitees, zeigt sich überrascht über den deutlichen Ausgang. Die emotionale Kampagne der Initianten mit einem Eichhörnchen als Maskottchen hat nicht verfangen.
Das Stimmvolk habe eingesehen, dass sich der Kanton mit seinem strukturellen Defizit eine zusätzliche Belastung von jährlich 12 Millionen Franken schlicht nicht leisten könne, so Glarner.
Wir teilen viele Anliegen der Initianten.
Allerdings: Auch sie sieht Handlungsbedarf. «Die Initiative hat gezeigt, dass der Wald nicht gratis ist», fasst die FDP-Grossrätin den Effekt der Kampagne zusammen. Wenn künftig die Gemeinden mehr Geld für den Wald einsetzen, dann sei die Bevölkerung dafür nun sensibilisiert.
Politik hat bereits etwas reagiert
Die Initiative ist gescheitert, das Thema aber ist lanciert und in den Köpfen platziert. Regierung und Parlament haben denn auch erst letzte Woche neue Gelder für die Waldbesitzer gesprochen – 2 Millionen Franken zusätzlich pro Jahr. Das ist ein bisschen mehr als früher – aber es sind natürlich nicht 16 Millionen, wie es die Initiative verlangt hatte.
Am Ende des Tages bleibt die Erkenntnis: Den Aargauerinnen und Aargauern ist ihr Wald offensichtlich nicht ganz so viel wert, wie es sich Förster und Waldbesitzer erhofft hatten.